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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 794

1847 - Leipzig : Engelmann
794 Altdeutsche Dichtung. Zeitgenosse, der Zürcher Hadloub den feierlichen Minnegesang parovirt; — um- sonst hoffen die bürgerlichen Dichter ihre Kunst zu halten, indem sie den Stoff erweitern und bald die scholastische Wissenschaft und die freien Künste in ihr Be- reich ziehen, bald volksthümliche Sittensprüche (Priamcln) einflechten, bald in dunkle Räthsel und geheimnißvolle Denksprüche (Gnomen) tiefsinnige Lehren ein- hüllen — die Produkte ihrer Dichtkunst sind eintönig und langweilig, und so hef- tig sie selbst in ihren Tenzonen unbedeutende Streitfragen wider einander verfechten, so gleichgültig bleiben die Leser dabei. Einen solchen Streit führten im Anfang des 14. Jahrh, der Gelehrte Heinrich von Meißen, genannt Frauen- lob, und der Schmied Barthol. Regenbogen. Jener, den im Jahr 1317 die Frauen in Mainz begraben haben sollen, ist eben so dunkel, schwülstig und über- schwenglich, wie dieser einfach, schlicht und natürlich ist, und während jener die Poesie noch als Vorrecht der höhern Stände ansieht, leitet uns der ehrliche und gemüthliche Handwerker auf die Meistersänger, in deren Hände die lyrische Poesie im 15. Jahrh, überging. Im Anfang der 14. Jahrh, ließ der Zürcher Rathsherr Rüdger von Manesse die Gedichte von 136 Minnesängern sammeln; sie finden sich in einem schön geschriebenen mit Zeich- nungen versehenen Pcrgamcnt-Coder; doch wurde die Sammlung in unsern Tagen durch van der Hagen sehr vermehrt. 3. Das deutsche Volks-Epos. §. 14. Nibelungen, (c. 1210) Zu einer Zeit, wo die Minne die ganze Dichtung beherrschte, erhielt unser altes National-Epos, die Nibelungen, seine letzte Ausbildung und seine heutige Gestalt, obschon es zu dem Minnegesang den reinsten Gegensatz bildet. Denn wie dieser durch Tiefe der Empfindung hervorragt, aber durch die Leerheit des Inhalts ermüdet, so ist das Nibelungenlied durch die Großartigkeit seines Stoffes und die inwohnende Kraft ausgezeichnet, leidet aber an Armuth der Sprache, an Unbeholfenheit in Versbau und Reim und an Roheit und Ungefügigkeit der Form. Eben so verschieden ist es von dem zu gleicher Zeit ausgebildeten höfischen Ritterepos, das seinen Stoff aus der Fremde zog. Denn während hier unnatürliche Verhältnisse durch die Kunst interessant gemacht werden, erregen dort die großartige Natur des Gegenstandes und die mächtigen Charaktere ohne alle Kunst unsere innigste Theilnahme. „Im Nibelungenliede stehen wir in einer Welt von Menschen, die nicht die Minne bewegt, sondern der Zwang der Verhältnisse, die nicht mit Chimären im Kampfe liegen, sondern mit dem Fatum, die nicht blind in Abenteuer stürzen, sondern in ein großartiges Verhängniß von einer außer ihnen liegenden Gewalt gestürzt werden." Das Nibelungenlied ist wie das Epos der Alten objectiv gehalten und keine Einmischung der Persönlichkeit des Dichters darin zu erkennen. Der Bearbeiter ist unbekannt; mit Unrecht hat man Heinrich von Ofterdingen dafür genommen. Inhalt: Siegfried von Niederlanden kommt mit einem glänzenden Gefolge nach Worms um die Kriemhilde, Schwester des Burgundenkönigs Günther, zu freien. Bei seinem Eintritt erzählt Hagen, Günthers Dicnstmann, die frühern Thaten Siegfrieds, daß er das Zwcrgge- schlecht der Nibelungen überwunden, einen reichen Schatz (Hort) nebst einem unsichtbar machen- den Gewände (Tarnkappe) erworben und einen Lindwurm erschlagen habe, durch dessen Fett, in dem er sich gewälzt, sein Körper hörnen und unverwundbar geworden. — Nach einiger Zeit will Günther um Brunhilde auf Jsenland werben, die, mit außerordentlicher Stärke begabt, jeden Freier, der ihr im Wettkampf unterliegt, todten läßt. Bei diesem Unternehmen unterstützt ihn Siegfried, der ihn als Dienstmann begleitet und vermtttelft seiner Tarnkappe und seiner über-
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