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1. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 814

1847 - Leipzig : Engelmann
814 Die deutsche Volksliteratur im 15. und 16. Jahrhundert. §.36. Johann Fischart (11591). Fischart (aus Mainz, lebte lange in Straßburg und starb als Amtmann in Forbach) ist der fruchtbarste und witzigste Schriftsteller in der satirischen Volksmanier. Die Zahl seiner verschiedenartigen Werke belauft sich auf mehr als 50. Er war bewandert in der alten und neuen Literatur aller civilisirten Völker und besaß eine merkwürdige Sprachphantasie, durch die er sich zu den verwegensten Wort-, Satz- und Tonbildungen, zu den komischsten Verdeutschungen fremder Wörter, zu einem wahren Sprachgewirre verleiten ließ. Im Uebermuthe seiner Einbildungskraft und im Vertrauen aus seinen Witz und seine Gewandtheit überschritt er auf die keckste Weise die soliden Gränzen der Sprach- und Wortbildung, die Luther gesteckt. Eben so ließ er sich auch von dem Reich- thum seines Wissens und der Mannichsaltigkeit seiner Kenntnisse zu dunkeln und unverständlichen Anspielungen verleiten. Seine Hauptwerke sind folgende: 1) Das glückhafte Schiff, ein Heldengedicht, das eben so weit von der Niedrigkeit des Volkstons als von der unnatürlichen Erhabenheit der spätern Epiker entfernt ist. Es ist ein Ehrengedicht auf ein Schützenfest, das im I. 1576 die Straßburger an- stellten und wobei die Zürcher sich vermaßen, die viertägige Wasserfahrt nach Straß- burg in Einem Tag zu machen, und einen in Zürich gekochten Hirscnbrei noch warm zu überbringen, zum Beweis, daß sie ihren Freunden in der Noth beistehen könnten. Solche Ehren gedächte von bestellten Pritschmeistern oder Spruchsprechern waren damals bei jeder Volksbelustigung üblich, aber Fischarts schöne Beschreibung, die hie und da einen ächt poe- tischen Schwung hat und seine Bekanntschaft mit den Alten verräth, übertrifft alle ähnlichen Gedichte. 2) Der satirische Heldenroman Gargantua, dessen Titel schon Fischarts über- triebene Witz- und Sprachvcrschwendung bezeichnet'). In dieser, dem sranz. Sa- tiriker Rabelais (§. 595 ) nachgebildeten ,, G eschi ch tkl itteru n g " stellt Fischart derbe Natur und gesunden Verstand der verschrobenen Unnatur der Helden- und Ritterromane entgegen. Sie dient ihm als Rahmen, um deutsche Sitten, Irrthü- mer und Verkehrtheiten zu schildern und zu verspotten, die Weisheit im Gewände der Thorheit auftreten zu lassen und den Werth höherer humanistischer Bildung und aufgeklärter Religiosität zu zeigen. *) Der Titel lautet: Affentheurlich Nauzengehcurliche Geschichtklitterung Von Thaten und Rah- len von kurtzen langen weiten volln wol bcschreitcn Helden unv Herren Grandgusier, Gargantua und P a n ta gru el, Königen von Vtopien und Nicnenreich. Etwan v. l>l. Rabelais französisch ent- worfen, nun aber vberschrecklich lustig hm ein teutsches Model vergossen und vngefährlich obenhin, wie man den Grindigen laußt vertirt durch Huldrich Elloposclcron (ellops Fisch und scleros hart) Reznem lmenzer). 3) Eine Reihe von satirisch-didaktischen und polemischen Schriften, wovon wir folgende hervorheben: a) Flohhatz, Weiber Tr atz"), eine Satire voll witziger und treffender Wortbildungen (z. B. die Namen der Flöhe Pfetzsilind, Zwickst/ Zupfsikek u. a.), neu geschaffener Sprichwörter und gewandter Reim- und Wortspiele. Unter den vielen komischen Zügen liegt die Lehre, daß sich Niemand über seinen Stand erheben solle. *) „Der Wunder »richtige und spottwichtige Rechtshänder der Flöh mit den Weibern, vermehrt mit dem Lobe der Mücken und des Flohes Strauß mit der Laus u.s. w. — Ein Floh klagt der Mücke sein Leid wegen der Verfolgungen der Weiber: der Rechtshandel kommt vor Jupiter, die Weiber ver- theidigen sich und erhalten ein günstiges Urtheil. b) Die burlesk-satirischen Schriften gegen die Mönchsorden und Jesui- ten („Jesuwider, die Schüler des Ignaz Lugiovoll^)/ wobei er den Franciscaner
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