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1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 20

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
20 Das römische Reich unter den Imperatoren. sie ihn und sicherte durch die Prätorianer dem Nero die Herrschaft. Von ihm konnte das Reich bessere Zeiten erwarten, weil er sich der Leitung seiner Erzieher, des stoischen Philosophen Seneca und des die Prätorianer befehligenden Burrus, hingab. Doch die Ausschweifungen der frühen Jugend hatten ihn bereits so verdorben, daß andere Einflüsse leicht die Oberhand gewannen. Da durch seinen Verkehr mit lasterhaf- ten Genossen auch Agrippina ihr Ausehn bedroht glaubte, zerfiel sie mit ihm und zog dadurch dem Britanniens, der nun für Nero furchtbar wurde, den Tod durch Vergiftung zu. Sie selbst aber wurde ein Opfer der Grausamkeit ihres Sohnes, als dieser, obgleich er von Claudius mit dessen Tochter Octavia vermählt worden, die Poppäa zur Gemah- lin verlangte und durch diese von Schandthat zu Schandthat fortgerissen wurde. Seine Lasterhaftigkeit brachte ihn in einen Zustand von Verrückt- heit, indem die innere Unruhe durch immer neue Mittel beschwichtigt sein wollte. Diesem Zustand wird es zugeschrieben, daß er Rom an- zünden ließ, um sich an dem Schauspiele des Brandes zu weiden. Die Schuld dieses Frevels wälzte er auf die damals schon in Rom zahlreich gewordenen Christen. Ohne Zweifel benutzte Nero hierbei eine unter den Römern verbreitete Stimmung, die den Christen ungünstig war. Ihre Lehre hatte sie im häuslichen und öffentlichen Leben in einen Ge- gensatz zu herrschenden Sitten und Gebräuchen gebracht und ihre Ver- breitung verletzte den Vortheil Aller, die für den Götterdienst und die damit verbundenen Lustbarkeiten arbeiteten. So war das Volk leicht gegen die Christen aufzuregen und dieselben wurden, wenigstens in der Stadt Nom, vier Jahre lang (64 — 68) verfolgt und viele von ihnen unter grausamen Qualen getödtet. Die enge Verbindung, in welcher der Götterdienst mit dem Staatswesen stand, ließ die Bildung der christ- lichen Gemeinde als eine die öffentliche Wohlfahrt gefährdende Absonde- rung erscheinen und der schweigende Vorwurf, den das Leben der Chri- sten gegen die herrschende Sittenlosigkeit bildete, waffnete die Verfolger mit um so stärkerer Wuth. Tiberius soll auf die Kunde von dem Leben und Tode des Heilandes denselben unter die Götter Roms haben auf- nehmen wollen, wie es von jeher römische Sitte gewesen war, die Götter unterworfener Völker zum Gegenstände der öffentlichen Verehrung zu machen, indem so die Unterwürfigkeit der Besiegten gesichert zu sein schien. Schon unter Claudius aber scheint die Aufregung gegen die Christen losgebrochen zu sein. Denn die Nachricht, daß die Juden wegen eines unter Christus erhobenen Tumultes aus Rom vertrieben worden seien, ist daraus zu erklären, daß die Christen, wie ein großer Theil von ihnen zu den Nachkommen der schon lange, namentlich seit Pompejus' Zeit, in Nom ansässigen Juden gehörte, auch als eine Klasse der Juden angesehen wurden, und daß die Kunde von Christns, den sie
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