1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das römische Reich unter den Imperatoren.
Antipas auf Antrieb seiner Gemahlin Herodias in Rom eine Erweite-
rung seiner Tetrachie zu erwirken suchte, war er in Folge von Agrip-
pa's Gegenwirkungen nach Lugdunum verbannt und seine Tetrarchie
ebenfalls diesem verliehen worden. Um diese Zeit war in Judäa große
Aufregung wegen der Weigerung der Juden, ein Standbild des Cali-
gula zu göttlicher Verehrung in ihrem Tempel aufstellen zu lassen.
Agrippa, der in dieser Zeit wieder in Rom erschienen war, bewog den
Caligula, die Durchführung der angeordneten Maßregel zu verschieben
und, da er bei dem bald erfolgten Tode desselben zur Erhebung des
Claudius mitwirkte, erhielt er zu seinem bisherigen Gebiete Judäa und
Samaria. Rach der Furcht, in welcher Caligula die Juden erhalten
hatte, erschien ihnen der Enkel der hasmonäischen Mariamne als ein
Netter. Ihren Erwartungen zu entsprechen, ließ er Jerusalem befesti-
gen und verfolgte die Christen, wobei Jakobus der Aeltere hingerichtet
und auch an Petrus Hand gelegt wurde. Seit seinem im Jahre 44
erfolgten Tode war das Land in wilder Gährung. Räuberbanden,
welche durch die Erbitterung gegen die Römerherrschaft sich bildeten und
täglich wuchsen, Betrüger, welche die fortdauernde Erwartung eines
Messias zur Täuschung der Menge benutzten, verbreiteten Aufregung
und Unsicherheit. Das hohepriesterliche Amt war ohne Ansehen, weil die
Entartung des Priesterthums den Machthabern häufige Gelegenheit gab, die
Träger des höchsten Priesteramtes zu wechseln. Das Recht, dieses Amt
zu besetzen, war erst von den Procuratoren, dann von Agrippa geübt
worden, kam aber nach Agrippa's Tode an dessen Bruder, der gleich-
falls Herodes hieß, den Beherrscher der am Libanon gelegenen syrischen
Landschaft Chalcis und, als dieser gestorben war, mit jener Landschaft
an des Herodes Agrippa gleichnamigen Sohn, dem so die unlösbare
Aufgabe zufiel, zwischen den Juden und den römischen Procuratoren zu
vermitteln. Unter dem willkührlich und grausam schaltenden Gessius
Florus führte im Jahre 66 die Weigerung, dem Kaiser zu opfern, einen
förmlichen Aufstand herbei und Vespasianus erschien als Rero's Feldherr
in Palästina. In Galiläa widerstand ihm einige Zeit der durch seine
Mutter von den Hasmonäern abstammende, zu den Pharisäern gehö-
rende Josephus, der bei Eroberung der Feste Jotapata gefangen wurde,
später durch Vespasianus die Freiheit erhielt, dessen Gentilnamen Fla-
vins annahm und nach Beendigung des jüdischen Krieges zu Rom in
griechischer Sprache die Geschichte dieses Krieges, sowie die ältere Ge-
schichte seines Volkes schrieb. Die Fortschritte der römischen Waffen
unterbrach Vespasianus' Erhebung zum Herrscher des Reiches. Der
Krieg wurde aber beendet durch seinen gleichnamigen Sohn, der nur
zum Unterschiede von ihm mit seinem Vornamen Titus genannt wird.
Im Jahre 70 wurde Jerusalem erobert, nachdem die Juden, ungeachtet