Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 32

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das römische Reich unter den Imperatoren. jedoch die Geschichte. Unter Hadrian schrieb Suetonius Tranquillus eine Geschichte der zwölf ersten Imperatoren von Julius Cäsar an ge- rechnet, ohne Eindringen in den Geist der Zeit, aber mit angemessener Verwendung der einzelnen biographischen Denkwürdigkeiten. Groß da- gegen steht Tacitus, der Schwiegersohn Agricoles, als Geschichtschreiber da. Er schrieb, als Trajan's glückliche Regierung den Gemüthern Ruhe verschafft hatte, über die Ereignisse und Verhältnisse seit dem Tode des Auguftus. Tief ergriffen von den Greueln unter Domitian, legt er in die gedrungene, von aller Breite sich fernhaltende Darstellung seinen Schmerz und drängt in ihr zugleich die Ergebnisse einer scharfen Beobach- tung und einer reichen Erfahrung zusammen. Er sieht das Sinken römischer Herrlichkeit und findet keinen Trost und keine Hoffnung. Mit Besorgniß blickt er auf die Germanen und ihm bangt vor der Zeit, wo das römische Reich keinen Trajan mehr haben und mit seiner ent- nervten Bevölkerung einen Angriff der rohen, aber unverdorbenen Völker zu bestehen haben wird. Doch in.die tiefste Tiefe, daß er in dem Hei- denthume und seiner unvermeidlichen Entwicklung die Duelle des Nebels sähe, vermag er nicht zu dringen. Von Judenthum und Christenthum besitzt er nur die äußerlichste Kunde, und es fehlt jede Ahnung von der Bedeutung, die beide für die Geschichte der Menschheit haben. In ähn- licher Weise wie Tacitus, wie er voll Unmuth und wie er ohne Trost, steht Iuvenal mit seinen unter Hadrian geschriebenen Satiren der Zeit gegenüber. Die Beredtsamkeit, einst der Gipfel der römischen Litera- tur, hatte im monarchischen Rom ihren eigentlichen Boden, die Ver- handlungen der Gesetzgebung und des öffentlichen Rechtes eingebüßt, und hatte ihre Anwendung vorzugsweise in den Berathungen des Se- nates und dem Geschäfte der Sachwalter. Ihre einzigen Werke von öffentlicher Bedeutung sind die panegyrischen Reden zum Lobe der Herr- scher, wie eine auf Trajan von dem jüngeren Plinius, dem Neffen und Adoptivsöhne des älteren, verfaßt ist. Eine sehr große Ausbreitung ge- wann aber die Bemühung für rednerische Ausbildung, und es entstand unter den Händen der damit beschäftigten Rhetoren eine Literatur der Rhetorik, die aus Unterweisungen und aus Mustern und Uebungsstücken bestand. Quintilianus aus Calagurris in Spanien, mit seinem Wirken der Zeit der Flavischen Imperatoren angehörig, und Annäus Seneca, der Vater des gleichnamigen Philosophen, sind Vertreter dieser beiden Gattungen. Eigentliche Unterrichtsanstalten mit besoldeten Lehrern in Rom, wo eine den Namen Athenäum führte, sowie in den bedeutendsten Städten Italiens und der Provinzen gestiftet, pflegten diese Kunst und wurden die Träger einer Bildung, welche eine Ausgleichung zwischen Italien und den Provinzen bewirkte und so an der Auflösung des ge- schlossenen Römerthums mitarbeitete. I
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer