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1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 35

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das römische Reich unter den Imperatoren. 35 Boden wurzelte, selbst durch den Anblick der Entschlossenheit, mit welcher die Christen in den Tod gingen, nicht zu dem Gedanken gebracht wer- den, daß einen solchen Muth nur die Wahrheit zu gewähren vermöge. Doch, wie alle diese Feindseligkeit den Zweck, um dessentwillen sie ge- übt wurde, im Ganzen nicht erreichte, erreichte sie ihn auch nicht einmal im Einzelnen in bestimmten Gegenden und für bestimmte Zeiten, da die kirchliche Verfassung sich mitten unter den Verfolgungen immer mehr regelte und befestigte und die kirchlichen Aemter sich ausbildeten. An allen Orten, wo christliche Gemeinden bekannt find, finden sich auch ununterbrochene Reihen von Vorstehern oder Bischöfen als Nachfolgern der Apostel. Wie sie an der Spitze der Priesterschaft oder des Klerus ihrer Sprengel oder Diöcesen stehen, so besitzen die Bischöfe von Rom, später Päpste genannt, als Nachfolger des von Christus mit besonderer diesfülliger Sendung ausgestatteten Apostels Petrus und als Wächter der christlichen Zucht und Ordnung einen Vorrang oder Primat. Ihr Beruf war die Erhaltung der Uebereinftimmung im kirchlichen Leben und Glauben, und wenn sie in den ersten Jahrhunderten selten in Aus- übung dieses Berufes erscheinen, ihre Thätigkeit vielmehr meist nur von ihrer Discese in Anspruch genommen wurde, so rührt dies daher, daß bei den noch einfachen Verhältnissen der Kirche nur selten das Be- dürfniß zu jener anderen Thätigkeit hervortrat. 15. In der Zeit der letzten Imperatoren begann sich der Kampf des Christenthums mit dem Heidenthume auch auf dem Gebiete der Li- teratur zu entzünden und die in den Schulen der Wissenschaft bereiteten Waffen in Anwendung zu bringen. Das Heidenthum sollte nicht fallen, ohne alle seine Kräfte gegen das Christenthum aufgeboten zu haben, und das Christenthum sollte auf dem Gebiete, wo eine Verständigung mit den gebildeten Heiden möglich war, die Beschuldigungen, auf deren Grund man es verfolgte, widerlegen. So entwickelte sich eine apolo- getische Literatur, in welcher dahin gearbeitet wurde, zu zeigen, daß die dem Christenthum gemachten Vorwürfe auf Mißverständniß und Erdich- tung beruhten und daß die gegen dasselbe gerichteten römischen Gesetze ungerecht seien. Die Reihe der apologetischen Schriftsteller wird zur Zeit des Aurelius durch Justinus aus Flavia Neapolis, dem alten Si- cheln, und Athenagoras aus Athen eröffnet, die beide vor ihrer Bekeh- rung zum Christenthum die Schule heidnischer Philosophie durchlaufen hatten und daher um so befähigter waren, den Heiden gegenüber die Vergeblichkeit aller bloß philosophischen Bemühungen um Befriedigung des Geistes nachzuweisen. Weiter wurde der Kreis der christlichen Li- teratur durch die Störungen, welche das Christenthum innerhalb seines Bereiches erfuhr. Da bei dem Bemühen der Einzelnen, sich den ganzen Inhalt der kirchlichen Lehre anzueignen, die persönlichen Neigungen und
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