1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das römische Reich unter den Imperatoren. Hz
gerte. Der Nachfolger, den das Heer ihm gab, Aurelius Claudius,
zwang den Belagerten zur Uebergabe und ließ ihn hinrichten. Diesem
entschlossenen und kriegerisch tüchtigen Manne erschien das Zurückdrängen
der eingefallenen Barbaren dringender, als Angriffe auf das gallische
und das palmyrenische Reich, durch welche er jenen Zeit gelassen
hätte, die Mittelländer des Reiches, Italien, Jllyrien, Macedonien,
Thracien und Griechenland zu überfluthen. Er schlug die Alemannen
am See Benacus und die Gothen bei Naissus am Flusse Margus und
hiuterließ, da ihn die seit Aurelius' Zeiten aus dem Reiche nicht ver-
schwundene Pest im Jahre 270 zu Sirmium hiuraffte, dem daselbst durch
die Legionen eingesetzten Aurelianus die Aufgabe, die gewonnenen Vor-
theile zu verfolgen und die Einheit des Reiches herzustellen. Es gab
neue Angriffe der Alemannen und Markomannen abzuweisen. Dagegen
erwies sich die fernere Behauptung von Dacien, das immer mehr von
Gothen besetzt wurde, als unthunlich, und die römischen Ansiedelungen
wurden auf die rechte Seite der Donau nach dem oberen Mosten zu-
rückgezogen, welches deshalb auch Uferdacien oder Aurelianisches Dacien
heißt. Die von der Menge selbstständiger Theilreiche noch übrigen, das
palmyrenische und das gallische, wurden aufgelöst, Zenobia und Tetri-
cus aber geschont. Aurelianus' thatkräftige Negierung endete im Jahre
275 dadurch, daß er auf einem Zuge gegen die Perser, als er von By-
zanz nach Kleinasien übergesetzt war, durch eiuen Menschen aus seiner
Umgebung, der eines Vergehens wegen seine Strafe fürchtete, ermordet
wurde. Diesem Verbrechen war das Heer selbst so fremd, daß es von
dem Senate die Ernennung eines neuen Herrschers forderte. Der
neue aus dem Senat hervorgegangene Herrscher, Claudius Tacitus,
starb schon im Jahre 276, während er Kleinasien von eingebrochenen
nördlichen Barbaren befreien wollte. Sein Bruder Florianus, der die
Nachfolge in Anspruch nahm, konnte sich gegen den Feldherrn Aurelius
Probus, den Tacitus an die Spitze der syrischen Legionen gestellt hatte,
nicht behaupten. Dieser schirmte mit gleicher Kraft, wie Aurelianus, die
Grenzen gegen Franken, Alemannen und Gothen und stellte sogar die ger-
manische Befestigungslinie wieder her, wobei jedoch große Schaaren
der Feinde in die Legionen eingereiht wurden. Sein Bemühen, die
Soldaten in Zeiten der Waffenruhe zu Arbeiten des Friedens, zu An-
legung von Weinbergen und Austrocknung von Sümpfen, zu verwenden,
erregte Unmuth und einem Ausbruche solchen Unmuthes erlag er in
seiner Vaterstadt Sirmium im Jahre 282. Der an seine Stelle ge-
setzte Befehlshaber der Prätorianer, Carus und seine Söhne Carinus
und Numerianus, die er nicht bloß zu Cäsaren annahm, sondern auch
mit dem Augustustitel schmückte, blieben nur kurze Zeit im Besitz der
Herrschaft. Der Vater starb schon im Jahre 283, nachdem er mit Er-