1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
48 Das römische Reich unter den Imperatoren.
des Rheines, woraus hervorgeht, daß das Zehntland verloren oder un-
sicher war. Constantius erkämpft seinen größten Sieg über sie in den
Gegenden der Maasquellen im Lande der Lingonen. Zu den Alemannen
und Franken gesellt sich aber an den Grenzen der westlichen Provinzen
noch ein neues germanisches Volk, die Saronen oder Sachsen. Die
Unternehmungen dieses Volkes gehen von den nordwärts der unteren
Elbe gelegenen Gegenden, dem südlichen Theile der dort zwischen Nord-
see und Ostsee gelegenen Halbinsel aus. Durch sie beginnt sich ein
Waffeubund gleich dem gothischen, dem alemannischen und dem fränki-
schen zu begründen. Es wirkt aber hierbei, wie sich aus dem später
bei ihnen sichtbaren Gegensätze von Freien und Unfreien ergibt, nicht
bloß die freie Vereinigung von Gefolgschaften, sondern auch gewaltsame
Unterwerfung. Die Bildung dieses Bundes ist nicht ohne Einfluß auf
die Franken, deren Gebiet sich durch dessen Ausbreitung vermindert.
Zur Zeit des Diocletianus, wo derselbe noch in der Kindheit ist, er-
scheinen die Sachsen, denen sich vielleicht schon Abenteurer aus den
Völkern der Chauken und Friesen angeschlossen haben, auf Seefahr-
ten an den gallischen und brittischen Küsten plündernd und mit einem
Unternehmen zu ihrer Abwehr steht die Erhebung des Carausius in
Verbindung, der von der gallischen Stadt Bononia aus mit der gegen
die Seeräuber bestimmten Flotte nach Britannien übergeht.
25. Mit der Theilung der Negierungsgewalt erfolgte eine grund-
sätzliche Feststellung unbedingt monarchischer Handhabung derselben durch
ihre Träger. Die einzige Gewalt, welche neben den Herrschern noch
einen Einfluß hatte üben können, war der Senat. Im Laufe des drit-
ten Jahrhunderts hatten nun schon die Unterscheidung von senatorischen
und cäsarischen Provinzen und die Trennung der Staatskasse, des Ae-
rariums, von der Kasse des Herrschers, dem Fiscus, aufgehört. Jetzt ver-
lor durch die Wahl neuer Herrschersitze der Senat jeden Einstuß auf die
Negierung des Reiches und wurde eine Obrigkeit für die Stadt Rom, wie
auch die Prätorianer in Ohnmacht versanken. Der streng monarchischen
Form der Regierung entsprachen neue Formen, in welche das Leben der
Beherrscher sich kleidete. Nach dem Muster, welches das neue persische
Reich darbot, bildete sich für jeden der Herrscher eine förmliche Hofhal-
tung, in deren Mitte der Kaiser, nicht bloß mit dem bisher schon ge-
bräuchlichen Purpur, sondern auch mit dem morgeuländischen Diadem
geschmückt, nur unter erschwerenden Formen zugänglich war und von
den Zugelasscnen mittelst der persischen Sitte des Niederfallens begrüßt
wurde. Alle die von Diocletianus in's Werk gesetzten Veränderungen
konnten, da sie äußerlicher Art waren und den Lauf einer in tiefliegen-
den Verhältnissen gegebenen Auflösung nicht zu hemmen vermochten,
nur vorübergehend wirken. Um jedoch sein Werk nicht den Zufällen,