Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 88

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
r 88 Das römische Reich unter den Imperatoren. auch auf dem Gebiete des kirchlichen Lebens geltend, da die verschiedenen Verhältnisse, welche die Kirche in beiden Theilen der weltlichen Gewalt gegenüber hatte, auch die Bedingungen ihrer Wirksamkeit verschieden gestaltete. Im Westen stand die Kirche arianischen und heidnischen Für- sten und Völkern gegenüber, und im Osten gehörten die sämmtliche Be- völkerung und die Herrscher ihr an. Dieser Unterschied war jedoch nicht unbedingt zu Gunsten der Kirche im Osten. Im Westen hatte die Kirche an den römischen Bewohnern des Reiches Bundesgenossen, mit- telst deren sie an der Bekehrung der noch nicht zu ihr Gehörigen ar- beiten konnte. Die Duldung und Achtung, welche mit Ausnahme der Vandalen die germanischen Fürsten gegen die Vorgefundenen Verhältnisse bewiesen, erstreckte sich auch auf die Kirche und eine gewisse Absonderung, in welcher sie sich den Unterworfenen gegenüber hielten, wirkte in dieser Beziehung förderlich. Schon die römischen Beherrscher des Westens hatten das Beispiel eines angemessenen Verhaltens gegen die Kirche gegeben. Im Jahre 445 hatte auf Veranlassung einer Entscheidung, die Papst Leo gegen Erzbischof Hilarius von Arelate getroffen, ein Er- laß Valentiuiaus die Bischöfe des Reiches angewiesen, sich in Allem dem Ansehen des römischen Stuhles zu fügen und auf jede Vorladung vor demselben zu erscheinen. Während so die Staatsgewalt die Handhabung der kirchlichen Ordnung sicherte, hielt sie sich fern von Streitigkeiten, die sich über die Lehre entspannen. Die seit Anfang des fünften Jahr- hunderts verbreitete Irrlehre des brittischen Mönches Pelagius, wodurch die Lehre von der göttlichen Gnade zu Gunsten der sittlichen Freiheit des Menschen verzerrt war, wurde ohne alles Zuthun der weltlichen Gewalt bekämpft und überwunden, und gerade, weil die weltliche Ge- walt an dem Kampfe keinen Theil nahm, erfolgte dessen Beendigung, um die der hl. Augustinus das größte Verdienst hat, mit großer Schnel- ligkeit. Im Osten hatte sich schon in der Zeit der arianischen Streitig- keiten Seitens der weltlichen Gewalt die Neigung gezeigt, entscheidend einzugreifen, und da sie ihren unbefugten Entscheidungen Nachdruck gegen die Bischöfe zu geben suchte, befanden sich diese in einer unsicheren und bedrohten Stellung, ohne daß das Einschreiten, wozu der Papst ver- möge seines Primates verpflichtet war, den gewünschten Erfolg hatte. Die ganze Negierung war dort despotischer und erstreckte ihren Des- potismus auch auf die Kirche. Gegenüber einer Unterwürfigkeit, wie sie Theodosius einst dem Erzbischöfe von Mediolanum bewiesen hatte, steht dort das Beispiel des heiligen Johannes Chrpsostomus, der wegen seines Eiferns gegen die in Constantinopel bei dem Volke und am Hofe ein- gerissene Lasterhaftigkeit durch die im Namen ihres Gatten Arkadius regierende Eudoria in die Verbannung geschickt wurde. Ein weites Feld zur Einmischung in kirchliche Angelegenheiten war durch die nestoria- >
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer