1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
114 Die Araber bis zu Ende des achten Jahrhunderts und die Westgothen.
ratoren im Westen erneuert, aber sie zu neuer Bedeutung und Würde
erhebt.
17. Ein Schicksal, das man in Italien abgewehrt hatte, lastete
schwer auf den östlichen Ländern. Leo's Sohn, Constantinus V., Kopro-
nymus genannt (741—775), überbot den Vater in Verfolgungswuth,
nachdem eine im Jahre 754 nach der Hauptstadt berufene Synode die
Versunkenheit der morgenländischen Kirche durch knechtische Ergebung in
den Willen des Kaisers bewiesen hatte. Sein Sohn Leo Iv., von einer
chazarischen Mutter der Chazar genannt, hob zwar das Verbot der
Bilder nicht auf, war aber weniger gewaltthätig in dessen Handhabung.
Seine Wittwe Irene, die für ihren minderjährigen Sohn Constantinus Vi.
die Regierung führte, stellte die Verbindung mit Rom her und es wurde
mit Genehmigung des Papstes Hadrianus im Jahre 787 die siebente
ökumenische Synode zu Nicäa gehalten, welche die Lehre über den
streitigen Gegenstand feststellte, aber nicht hindern konnte, daß noch eine
Reihe folgender Kaiser gleich Leo Iii. und Constantinus V. verfuhren.
Iv
Die Araber bis zu Ende des achten Jahrhunderts und die
Westgothen.
1. Während das östlichste der europäischen Reiche alle Kraft zur
Abwehr einas feindlichen Andranges aus Asten verloren zu haben schien,
entwickelte sich dort eine neue Macht, welche mit größerem Ungestüm
und größerem Erfolge, als jemals von dort geschehen war, die westliche
Welt angriff. Schon bisher war der Gegensatz des europäischen Westens
und des asiatischen Ostens der Art gewesen, daß die Verschiedenheit der
Bildung den im Nachtheil stehenden Osten, wenn er sich der mächtigen
Einflüsse des geistig überlegenen Westens erwehren wollte, zu fortwäh-
rendem Kriege nöthigte, damit das Bewußtsein einer äußerlichen Ueber-
legenheit durch die Mittel kriegerischer Gewalt gegen die Obmacht einer
fremden, auf geistigen Mitteln beruhenden Herrschaft einen Rückschlag
übe und so für längere Zeit den eigenen Zuständen einige Festigkeit
gebe. Die neue Macht beruhte auf einer neu begründeten Religion
und hatte gegen den christlichen Westen zu kämpfen. In diesem Kampfe
hatte der Osten gegen den Westen deswegen einen dauernden Erfolg,
weil er dem Christenthume, das bisher nur duldend Eroberungen gemacht
hatte, mit einem durch religiöse Begeisterung entflammten Eifer ent-
gegentrat. Doch ist der große Erfolg, mit dem sich der Osten auf den
Westen warf, auch durch den damaligen Zustand der christlichen Welt