1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das fränkische Reich bis auf Karl den Großen- 15z
viele hervorgebracht, schickten aus dem Lande der Angelsachsen ihre Send-
linge, bestimmt, in stiller Zurückgezogenheit an der Pflege des eben erst in der
Anpflanzung begriffenen Christenthums Theil zu nehmen. Im Jahre 731
erhielt Bonifacius, auch jetzt noch nicht aus einen bestimmten Bischofsitz an-
gewiesen, von dem Papste das Pallium, das Zeichen der erzbischöflichen
Würde, und vollendete seine kirchlichen Einrichtungen durch Gründung
von zwei Bisthümern, Büraburg für das Chattenland und Erfurt für
das nördliche Thüringen. Es blieb für Bonifacius noch eine dritte
Sendung übrig, die sich auf das gesammte Deutschland bezog und der
Regelung der dortigen Kirchenverhältnisse galt. Das Walten Karls
schlug der Kirche tiefe Wunden. Dem Siege über die Moslemen folgte
ein vielfaches Ansiedeln austrasischer Dienstmannen im westlichen Reiche,
wobei die Kirche durch Aufdringen unwürdiger Bischöfe litt. Zu gleicher
Zeit erhoben sich in Bajoarien Irrlehren und riß unter den Geistlichen
Sittenlosigkeit ein. Im Jahre 738 erhielt Bonifacius zu Rom den Auf-
trag, die kirchliche Einrichtung des gesammten Deutschlands zu vollenden
und die Kirchenzucht, wo sie gelitten hatte, herzustellen. Dadurch war
ihm ein Primat für Deutschland übertragen, vermöge dessen alle deutschen
Bisthümer, die er noch zu errichten hatte, ihm untergeben sein sollten.
Es wurden nicht allein für einzelne Theile Deutschlands Synoden ge-
halten, in welchen die Anwesenden unverbrüchliche Treue gegen die kirch-
lichen Satzungen und Ueberlieferungen gelobten, auch im gallischen Theil
des Frankenlandes fanden unter Zuthun Pipins Synoden statt, die den
gleichen Zweck hatten. Das Ergebniß der äußeren Anordnungen war die
Ergänzung der bischöflichen Sprengel. Das Bajoarenland erhielt die
vier Bisthümer Regensburg, Passau, Freisingen und Salzburg. Für
den nordwestlichen Theil Bajoarienö, der eine aus Bajoaren, Sueven
und Franken gemischte Bevölkerung hatte und erst in der Folge ganz
bajoarisch wurde, entstand das Bisthum Eichstädt. Alles deutsche Land
zwischen Bajoarien und dem Bisthum Erfurt, das ehemalige zu beiden
Seiten des Mains gelegene thüringische Land, auf das sich durch frän-
kische Ansiedelungen der Name Franken zu übertragen anfing, bildete das
Bisthum Würzburg. Außer diesen neuen Bisthümern hatte Deutschland
noch eine Anzahl solcher, die in den Stürmen der Völkerwanderung,
obgleich ihre Sprengel geschmälert oder vernichtet wurden, nicht unter-
gegangen waren und sich jetzt zu neuer Wirksamkeit erhoben. In Bajoa-
rien bestand noch das im Süden des Hauptkammes der Alpen gelegene
Bisthum Sabiona, das auch in der alten Unterordnung unter den Me-
tropoliten von Aquileja verblieb. Am Rhein hinab und sämmtlich zu
dessen beiden Seiten sich ausdehnend, lagen die Bisthümer Chur, Con-
stantia, Basel, Argentoratum oder Straßburg, Speier, Worms, Mogun-
tiacum, Treviri, Colonia, von denen die vier ersten alemannischem, die