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1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 181

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das Karolingische Reich. 181 gelangte der Herzog von Spoletum zu einer fast unabhängigen Stel- lung. Im Kirchenstaate walteten in einzelnen Gebietsteilen Häupter des Adels und mischten sich selbst in die Papstwahl ein. Die Päpste waren so von einer Willkühr bedroht, während die Abhülfe, die sie von dem Kaiser verlangen konnten, die Gefahr einer neuen Willkühr mit sich brachte. Zugleich war Rom ein Hauptziel saracenischer Angriffe. Allen diesen Erscheinungen gegenüber vermochte Ludwig Ii. nur wenig Kraft zu entwickeln, da die einzelnen Gewalthaber, so verschieden auch ihre Vortheile und ihre dadurch begründeten gegenseitigen Stellungen waren, das gemeinschaftliche Ziel hatten, die kaiserliche Macht nicht auf- kommen zu lassen. Die Erstürmung von Barium im Jahre 872 war die einzige Unternehmung, die ihm gelang. Die Folge von des Kaisers Schwäche war, daß in Italien die Vasallen eine abgesonderte Stellung ein- nahmen, durch Immunitäten aus dem Kreise der von dem Kaiser geführten Negierung heraustraten und selbst zu der pflichkmäßigen Lehenshülfe wenig Bereitwilligkeit zeigten. Diejenigen von ihnen, welche als Grafen die eigentlichen Beamten des Kaisers bildeten, lernten so den Bezirk, über den sich ihre Amtsgewalt erstreckte, mit demjenigen, welchen sie als Lehen besaßen und für welchen sie meist Immunität hatten, auf gleiche Weise behandeln. Da so in der allgemeinen Auflösung die Einzelnen ihre besonderen Zwecke verfolgten, war man überall auf Selbsthülfe angewiesen. Wer es vermochte, umgab sich mit Mitteln der Vertheidigung, und es zerfiel das Land in zahllose Gebietstheile, die besonderen Staaten glichen. Als nun Ludwig Ii. im Jahre 875 zu Briria gestorben, war zwar, da das Bedürfniß nach Schutz an vielen Orten gefühlt und selbst für eigennützige Bestrebungen die Unterstützung durch eine gesetzliche Obermacht gewünscht wurde, die Nothwendigkeit, ihm einen Nachfolger zu geben, einleuchtend, man verlangte aber nach einem solchen, der die Auflösung zu hemmen nicht die Macht hätte. Es bildeten sich zwei Parteien, deren eine auf das westfränkische, die andere auf das oftfränkische Reich ihre Augen richtete. Es erschien auch sowohl Karl der Kahle in Italien, als König Ludwig erst Karl den Dicken, dann Karlmann nach Italien schickte. Karl der Kahle erhielt, nachdem er von seinen Gegnern den ersten durch den Schein eines An- griffes auf Deutschland, den zweiten durch einen Waffenstillstand ge- täuscht hatte, von Papst Johann Viii., der ihm den Vorzug gab, die Krönung. Karl wahrte das kaiserliche Ansehen in Italien nicht besser als das königliche in seinem Reiche. Nach seiner Rückkehr vertrat ihn Herzog Boso, der Gemahl von Kaiser Ludwigs Ii. Tochter Irmengarde, der im nördlichen Italien nur einen sehr beschränkten Einfluß ausübte. Nachdem der neue Kaiser im Jahre 876 um Lotharingien gekämpft, zog im Jahre 877 des Papstes Hülferuf gegen die Saracenen ihn wieder
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