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1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 185

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das deutsche Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts. 185 das oströmische Reich das Haupt einer Staatengruppe. Diese Staaten- gruppe, die sich, während die Gestaltung des Abendlandes noch nicht entschieden war, über einen Theil des Westens auszudehnen begonnen hat, beschränkt sich seit der Schöpfung Karls des Großen entschieden auf den Osten, kann aber dort wegen der inzwischen emporgewachsenen Macht des Islam sich nach Süden und Osten nicht ausdehnen. Es bleiben als Glieder des Ganzen, von welchem das oströmische Reich das Haupt sein soll, nur die in sein Gebiet eingedrungenen und an seinen Grenzen woh- nenden tartarischen und slavischen Völker übrig. Doch auch an ihnen übt es nur unvollkommen den Beruf, der ihm beschieden scheint. Die Slaven, die sich in seine Länder ergossen, haben ihm zwar eine neue Bevölkerung gegeben, doch nicht zu seiner Verjüngung gedient. Die geistige Macht aber, die es an seinen Grenzen übt, ist eine verhältniß- mäßig geringe, weil mit seiner Entfernung von dem Mittelpunkte der Kirche auch sein eigenes Leben versiegt und die Fähigkeit, befruchtende Keime auszustreuen, sich mindert. Nur die Bulgaren sind bis jetzt unter oströmischem Einflüsse dem Christenthume gewonnen worden. Die übri- gen Tartarenstämme bleiben dem Christenthume fremd, und die westlichen Slaven treten in den Kreis, in welchem das ostfränkische Reich einen gleichen Einfluß unter päpstlicher Leitung übt, wie ihn einst das Mero- wingische Frankenreich in Deutschland entfaltet hat. Auf die Gegenden, in welchen das Christenthum jüngst begründet worden ist, und in welche es vorzudringen sich anschickt, beschränkt sich aber der ostfränkische Einfluß nicht. Das Fortdauern des Karolingischen Herrscherstammes und der Besitz der eigentlich und ursprünglich fränkischen Länder gaben dem ost- fränkischen Reiche den Rang des Hauptreiches in der Gruppe der aus dem Karolingischen Reiche hervorgegangenen Staaten, und wenn auch das westfränkische Reich sich ihm in keiner Weise unterordnete, wurde dieses Schicksal Italien und den burgundischen Neichen nicht erspart. Der westfränkische König Odo suchte zwar ein freundliches Verhältniß zu Arnulf und erschien vor ihm im Jahre 888 zu Worms. Doch da in der Folge das westfränkische Reich zu dem dortigen Zweige des Karo- lingischen Stammes zurückkehrte, hörte wenigstens das Bedürfniß auf, bei dem ostfränkischen Herrscher Anerkennung zu finden. Dagegen such- ten Rudolf von Hochburgund und Boso's Wittwe Irmengarde für ihren Sohn Ludwig, der erstere in Regensburg, die zweite in Forchheim an der Rednitz, bei Arnulf Bestätigung der Herrschaft und des königlichen Namens. Eine Zusammenkunft ähnlicher Art fand zwischen Arnulf und Berengar zu Tridentum statt. Das Verhältniß zwischen beiden knüpfte sich um so fester, als der Herzog Guido von Spoletum, von mütterlicher Seite ein Enkel des italischen Königes Pipin, der auch außerhalb seines Herzogthums in dem beneventischen und tuscischen Gebiet theils herrschte,
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