1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
220 Das deutsche Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts.
deren Flucht es sich verrathen glaubte. Als daher Heinrich, obgleich
ohne Hülfe der drei südlichen Herzoge, zum zweiten Male eiudrang,
ergaben sich ihn: die Großen nach Zusicherungen, die er ungeachtet der
Einreden der südlichen Herzoge brach. Er stellte seine Burgen her,
behielt die Großen gefangen und kühlte seinen Haß. So waren die
Verhältniffe in Deutschland, als die fortschreitenden Beinühungen des
päpstlichen Stuhles für Reinigung und Erhebung der Kirche auf die-
selben einzuwirken begannen.
18. Leo's Ix. Nachfolger, Victor Ii., Stephan Ix., Nikolaus Ii.,
Alexander Ii., von denen die drei ersten noch Deutsche waren, setzten
die Bemühungen für Entfernung innerer Gebrechen und Herstellung der
Unabhängigkeit fort. Den ersten hatte noch Heinrich Iii. von dem
bischöflichen Stuhle von Eichstädt, den er unter dem Namen Gebhard
geziert, nach dem Rathe Hildebrands auf den päpstlichen Stuhl versetzt.
Den zweiten, einen Bruder des Markgrafen Gottfried von Tuscien,
bisher Abt des Klosters von Casinum, hatte ohne Einwirkung des
Kaisers eine Wahl von Klerus und Volk erhoben. Er war mit den
nachdrücklichsten Forderungen gegen die Simonie und für den Cölibat
aufgetreten, während in Mailand, wo der Erzbischof in beiderlei Rück-
sicht Anstoß gab, und bald auch im ganzen nördlichen Italien, ein hef-
tiger Kampf im kirchlichen Sinne nicht bloß von ausgezeichneten Gliedern
des Klerus, sondern auch von einer Partei des Volkes, den Patarinern,
geführt wurde. Als nach seinem Tode wieder von Tusculum aus
der Versuch zur Aufstellung eines Papstes gemacht wurde, ward noch
einmal der deutsche Schutz augerusen und die Kirche erhielt durch Ver-
mittlung der streng kirchlich gesinnten Agnes den Bischof Gerhard von
Florenz als Nikolaus Ii. Er stellte nach Beschluß eines Conciliums die
freie Wahl her, indem er, um fremdartige Einflüsse zu entfernen, ein
eigenes Collegium von Geistlichen für dieselbe gründete, das aus den
unter Rom als besonderer Metropole stehenden Suffraganbischöfen, den
Pfarrern von Rom und einer Anzahl von Diakonen bestand und dessen
Mitglieder mit einem Namen, der früher die wirklichen Inhaber kirch-
licher Aemter im Gegensätze zu Amtsverwesern bezeichnet hatte, die
Cardinäle genannt wurden. Dabei wurde die Bestätigung des gegen-
wärtigen deutschen Königs und künftigen Kaisers Heinrich Iv. und
seiner Nachfolger, sofern sie das Recht dazu erwerben würden, Vorbe-
halten. Als die Cardinäle den ersten Papst in der Person des Bischofs
von Luca, der in Mailand an der Spitze des Kampfes für Reinheit
der Kirche gestanden hatte, Alexander Ii., erwählten, brachte die unkirch-
liche, von dem Adel des römischen Gebietes geführte Partei durch Ver-
bindung mit Deutschland es dahin, daß von dort aus der Bischof
Cadolaus von Parma zum Papste bestimmt ward, der sich Honorius Ii.