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1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 256

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
256 Die Reiche der Moslcmen und das christliche Spanien Druck, der auf der Kirche des Orients lastet, da der verwildernde Islam ein schlimmerer Feind ist, als es der geordnete gewesen» Das oströ- mische Reich ist entfernt, aus dem Wechsel der Dinge im Orient für sich und die Christenheit Nutzen zu ziehen» Nur im äußersten Süden und Westen Europas, gerade da, wo der Islam soviel geistigen Ge- halt, als er zu fassen und zu entwickeln fähig war, bewahrte, ward er langsam zum Rückzüge gezwungen und der Kampf, den christliche Waffen hier gegen ihn führten, hielt das Bewußtsein des Gegensatzes wach und richtete den Willen und die Erwartung der Völker auf einen dereinstigen Sieg über die gesammte dem Christenthum feindliche Macht. 2. Obgleich das Kalifat in der Familie der Abllasiden blieb, ver- lor es nach Harun alsbald alle Kraft. Während die Spaltungen im Reiche begannen, wurden zugleich nördliche Nomaden eine der Mächte, welche dessen Geschicke bestimmten. Die Stämme der Gegenden, welche ihre Bewohner schon über die Reiche des alten Asiens zuweilen als Feinde der Cultur ergossen hatten, damals unter dem Namen Türken begriffen, traten zu dem Kalifate in ein ähnliches Verhältnis, wie einst die Germanen zu dem römischen Reiche. Aus Feinden des Reiches wurden sie dessen Söldner und aus Söldnern dessen Herren, und wenn sie auch während ihres Aufenthaltes im Reiche den Islam annahmen, ging doch die Bildung des Islam nicht auf sie über, und sie förderten die Auflösung und Verwilderung, ohne sich, wie die Germanen im römi- schen Reiche, zur Gründung neuer, die bisherige Cultur fortleitender Staaten zu befähigen. Mohammed al Motassem, der vierte von Haruns Söhnen, die nacheinander ihrem Vater als Kalifen folgten, griff bei der wachsenden Unsicherheit zu dem Auskunftsmittel, sich eine türkische Leibwache zu bilden. Indeß nun in den Provinzen, die zur Erhaltung des üppigen Hofes unermeßliche Steuern liefern mußten, die Unzufrie- denheit wuchs und immer neue Empörungen veranlaßte, wurde die Würde des Kalifen, um die bei dem Mangel eines Erbfolgegesetzes oft Mitglieder der Herrscherfamilie stritten, von der Leibwache abhängig, die gleich den römischen Prätorianern über die Nachfolge entschied. Zu einer anerkannten Macht, vor welcher die Kalifen ganz zurücktraten, wurden die immer sich vermehrenden türkischen Truppen ungefähr ein Jahrhundert nach ihrer Errichtung im Jahre 935, als Achmet Iv., der fünfzehnte Kalif aus Haruns Nachkommenschaft, den Befehlshaber derselben unter dem Titel eines Emir al Omra oder Emirs der Emire zu seinem Stellvertreter in weltlichen Angelegenheiten ernannte. Schon vorher mit seiner Macht auf die Stadt Bagdad und deren Gegend be- schränkt, hörte er auf, Herrscher zu sein und bekleidete nur noch das Amt eines geistlichen Oberhauptes, eines obersten Imam, für denjenigen Theil der Schiiten, die sich nicht in Folge religiöser Spaltung von dem
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