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1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 386

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
386 Frankreich, England und Spanien im Zeitalter der Kreuzzügc. war es der Schauplatz einer in ihrem Ursprünge kirchlichen Be- wegung geworden, welche dadurch, daß die Königsmacht zu deren Unter- drückung mitwirkte, derselben die Veranlassung gab, sich auch hier zu befestigen. In dem zwölften Jahrhundert schon war eine Menge von Sekten aufgetaucht. Eine durch philosophische Thätigkeit in den Ge- müthern erregte Gährung und der Unwille über die an dem Klerus ärgerlich hervortretenden Gebrechen hatten vielfach einen Austritt aus der Kirche bewirkt, dem bei der Meinung, daß die Kirche in ihrem da- maligen Zustande der Heiligung des Menschen nicht dienen könne, ein Bestreben zu Grunde lag, durch erhöhte Thätigkeit des Gefühles das Vermißte auf eignen Wegen zu finden. In einem natürlichen Fort- schreiten von Irrthum zu Irrthum stellte sich der schroffste Widerspruch gegen das Bestehen der Kirche und Verachtung und Verwerfung der kirchlichen Lehre ein, wobei mannigfache den ältesten Häresieen des Orients angehörige Irrthümer sich wiederholten. Eine Anzahl solcher mit einander verwandten Sekten, die sich hauptsächlich im nördlichen Italien und im südlichen Frankreich verbreitet hatten, legte sich ruhmredig zur Hinweisung auf ihre höhere Vollkommenheit den griechischen Namen Katharer bei, aus welchem der Name Ketzer, die spätere Bezeichnung aller Häretiker, sich bildete. Mit ihnen vermischten sich in der Folge die ihrem Ursprünge nach selbstständigen, von Lyon ausgegangenen Wal- denser, benannt nach einem dortigen Kaufmanne Peter Waldus, der um das Jahr 1160 als Lehrer auftrat, um Rückkehr zu apostolischer Ein- fachheit zu predigen. Erft im Laufe der Zeit entwickelte sich unter seinen Anhängern der häretische Charakter, indem sie die heilige Schrift allein als Quelle des Glaubens gelten ließen und kirchliche Lehren bestritten. Unter den Katharern aber haben die im südlichen Frankreich den Gegen- satz und die Feindschaft gegen das Kirchenthum zur größten Schärfe aus- gebildet und durch Lehre und Leben, namentlich durch Irrlehren in Betreff der Ehe und durch eine daraus entsprungene Sittenlosigkeit, mit dem Christenthume die Grundlage der bürgerlichen Ordnung angegriffen. Schon das dritte lateranische Concil hatte sich ernstlich mit der Ange- legenheit beschäftigt, ohne daß seine Beschlüsse Abhülfe gebracht hätten. Innocenz Iii., entschlossen das Uebel, das der äußerlich so vielfach bedrohten Christenheit auch innere Zerrüttung bereitete, ja eine Menge von Menschen für die kirchliche Erziehung unzugänglich machte und immer mehrere zu ergreifen drohte, mit allem Nachdrucke zu bekämpfen, versuchte den Weg der Belehrung. Ohne erheblichen Erfolg reisten aber seine Boten, zwei Cistercienser, predigend durch das Land. Der Bischof von Osma, der mit dem heiligen Dominicuö in wirklich aposto- lischer Einfachheit die Irrenden aus ihrer Verirrung zu retten suchte, konnte ebensowenig das Werk zum Ziele führen. Ein päpstlicher Legat,
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