1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
482 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten
Versammlung zu Mainz, wo außer den geistlichen Kurfürsten und andern
Neichsfürsten Abgeordnete des deutschen Königs, sowie der Könige von
Frankreich, Castilien und Portugal und des Herzogs von Mailand zu-
gegen waren. Doch die gründliche Beleuchtung, welche die Sache hier
durch Johannes Turrecremata und Nikolaus Cusanus erhielt, bewog die
Versammlung, die Suspension des Papstes zu verwerfen. Zu Basel
ließ man sich immer weiter fortreißen, und da in des Papstes Leben
kein Grund zu einem Absetzungsurtheil lag, stellte man den Satz von
der Hoheit des Concils als Glaubenssatz auf, um den Papst, der ihn
bestritt, als Häretiker absetzen zu können, was denn im Jahre 1439 auch
geschah. Darauf wurde ein Laie, Herzog Amadeus Viii. von Savoyen,
der die Negierung zu Gunsten seiner Söhne niedergelegt hatte, im Jahre
1440 zum Papste erhoben, und er bewies sich als fügsames Werkzeug des
Concils. Die Thätigkeit des Concils wurde immer bedeutungsloser, der
von ihm geschaffene Papst, der sich Felix V. nannte, wurde seiner Ab-
hängigkeit müde und ging nach Lausanne, die Versöhnung des Königs
Alphonö V. von Aragonien mit dem Papste raubte den Abtrünnigen
eine der letzten Stützen, und im Jahre 1444 wichen die noch in Basel
Gebliebenen vor den Drohungen König Friedrichs, der sich dem Papste
Eugen zuneigte, nach Lausanne. Ein Zwist des Papstes mit den deut-
schen Fürsten bildete das Nachspiel des an Aergerniß reichen Streites.
Die Kurfürsten von Trier und Köln, die sich zum Baseler Concil ge-
halten hatten, wurden von Eugen im Jahre 1445 abgesetzt. Hierdurch
entstand eine ihm abgeneigte Stimmung, und im Jahre 1446 verlangte
eine Frankfurter Fürsteuversammlung von dem Papste neben Anderem
Anerkennung der Hoheit der Concilien über den Papst. Während der
sich hierüber entspinnenden Verhandlungen wirkte im Sinne des Papstes
mit großem Eifer ein früherer Anhänger des Concils, Aeneaö Sylvius
Piccolomini, der in Diensten des Königs Friedrich stand und bei dem-
selben großen Einfluß gewann. Ein durch beiderseitige Zugeständnisse
unter Eugens Nachfolger Nikolaus V. (1447—1455) herbeigeführter
Friede erhielt seine Bestätigung auf dem Reichstage zu Aschaffenburg,
und da die Ausgleichung wegen der dem Papste entstandenen Verluste
noch stattzufinden hatte, ward deshalb im Jahre 1448 in Wien zwischen
dem Könige und den päpstlichen Legaten eine Entscheidung getroffen, der
die Fürsten zustimmten. Nun löste sich im Jahre 1449 der letzte Rest
des Concils, der noch in Lausanne bestand, auf, und dessen Papst legte
seine Würde nieder. Unterdessen war zu Ferrara und darauf im Jahre
1439 in Florenz die Einigung mit den Griechen betrieben worden. Doch,
was die anwesenden Griechen eingesehen und zugestanden hatten, konnten
sie zu Hause nicht zur Geltung bringen, und dort ermattete das Geschäft der
Einigung Angesichts der ihr in dem Volke eutgegenstehenden Hindernisse.