1855 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
490 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten
Ländern war durch die Gründung von Anstalten gedient, die das Zu-
strömen von Fremden beförderte. Darauf übten vor Allem die großen
Kämpfe Einstuß, die auf dem kirchlichen Gebiete geführt wurden. Hatten
diese Kämpfe eine Menge wissenschaftlicher Kräfte auf die Bühne der
Begebenheiten gebracht, so mußte die Sicherung der geistigen Güter, die
von jenen Kämpfen berührt wurden, Anstalten für eine den höchsten
Bedürfnissen der Menschheit dienende Wissenschaft nothwendig machen.
So spinnt sich hinter den lauten und sichtbaren Begebenheiten, die sich
an das beständige Streben nach Sicherung des Bestehens und Aus-
gleichung der Ansprüche knüpfen, eine Thätigkeit fort, die von Zeit zu
Zeit mit ihren Ergebnissen neue Bewegungen hervorruft, da gerade die
Ausdehnung wissenschaftlicher Thätigkeit und die Verallgemeinerung
wissenschaftlicher Ansichten auch Anspruch gibt, an Gestaltung der großen
Lebensverhältnisse mitzuarbeiten und bei der Gährung, welche die Wissen-
schaft in die Gemüther bringt, die Theilnehmer jener Arbeit in ver-
schiedene, oft in entgegengesetzte Richtungen treibt.
49. Den Zustand Deutschlands bezeichnen von den Fehden am mei-
sten die pfälzische, die brandenburgisch-baierische, die thüringische und die
schweizerische. Von den Söhnen des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz
übernahm, da der ältere gestorben war, für dessen unmündigen Sohn
im Jahre 1452 der jüngere, Friedrich der Siegreiche, mit landständischer
Einwilligung die Negierung. Da der Kaiser hierzu die Genehmigung
versagte, glaubten sich die Nachbarn des pfälzischen Fürsten, worunter
der Erzbischof von Mainz, der Markgraf von Baden und der Graf von
Würtemberg, da sie ohnehin mit ihm im Streite begriffen waren, zu
Angriffen auf ihn berechtigt. Die Fehde, die sich hieraus entspann,
verflocht sich mit der brandenburgisch-baierischen. Herzog Ludwig von
Baiern aus der Linie von Landshut überfiel die Reichsstadt Donau-
werth, auf die er Ansprüche zu haben behauptete. Dies führte ihn, da
er nun neben dem pfälzischen Kurfürsten als Störer des Landfriedens
stand, in Bundesgenossenschaft mit demselben, und da gegen beide der
Kaiser Reichshülfe aufbot, verbreitete sich ein verheerender Krieg über
Baiern, Franken und Schwaben, in welchem Markgraf Albrecht von
Brandenburg, Besitzer eines Theils der zollern'schen Länder in Franken,
das Reichsheer führte. Bis in's Jahr 1402 dauerte derselbe, und der
Baierherzog mußte auf Donauwerth verzichten, während Friedrich der
Siegreiche sich im Besitze seiner Herrschaft behauptete. Mit diesem
Kriege hatte sich eine Fehde um das Erzbisthum Mainz verbunden, in-
dem der ursprünglich auf der Seite der Feinde des Pfälzer Kurfürsten
stehende Erzbischof von Papst Pius H. wegen Widersetzlichkeit abgesetzt
wurde und sich nun mit Hülfe seines bisherigen Gegners wider den an
seine Stelle ernannten Erzbischof zu behaupten suchte. Das Ergebniß