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1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 516

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
516 Frankreich und England in den beiden nächsten Jahrhunderten Regentschaft allein dem ältesten gelassen und die Vormundschaft über den König den beiden jüngeren übertragen wurde. Den Regenten ver- anlaßten die Pläne, die er auf Betreiben der Königin Johanna zu Be- gründung seiner Herrschaft in Neapel entwarf, zur Verwendung des Staatsschatzes für einen dem Reiche fremden Zweck. Es erhöhte sich nun der Druck der Steuern, und voll Unmuth regte sich das Volk von Paris zu neuem Aufruhr. Seine Bewegung theilte sich anderen Städten des Reiches mit, und ein neuer Aufstand der flandrischen Städte gegen den Grafen Ludwig verband sich mit dem Aufstande der französischen Städte, indem die empörten Bürger auf beiden Seiten sich als Bundes- genossen ansahen und jeder Fortschritt auf der einen Seite der gemein- schaftlichen Sache Förderung zu versprechen schien. In Flandern war wieder Gent der Brennpunkt des Aufstandes, und die Bürgerschaft dieser Stadt, die nach Herstellung einer völligen Demokratie von Philipp von Artevelde, dem Sohne Jakobs, geführt, ausgezogen war, schlug den Grafen bei Brügge, worauf sie dieser Stadt Meister ward. Die fran- zösische Ritterschaft, welche die Gemeinschaftlichkeit der Sache der Städte in Frankreich und Flandern erkannte, lieferte im Jahre 1382, als Ludwig von Anjou schon nach Italien abgegangen war, ein Heer zur Unter- stützung des Grafen Ludwig, das von dem Herzoge Philipp von Bur- gund, dem Schwiegersöhne Ludwigs, geführt und von dem jungen Könige begleitet, die Genter bei Roosbeke schlug. Dieser Sieg verfehlte nicht einer Rückwirkung auf Paris und die übrigen empörten Städte Frank- reichs. Der Aufstand hatte sich auch diesmal von denjenigen, die ihn erregt, zu der Masse des niederen Volkes verbreitet und diesem eine Gewalt in die Hände gegeben, wovor die Wohlhabenden noch mehr zittern mußten, als sie über die Willkühr des Regenten aufgebracht gewesen waren. So wurde der Aufruhr der leitenden Kräfte beraubt und konnte niedergeschlagen werden. Verlauf und Ausgang waren anders, als bei ähnlichen Bewegungen in Deutschland. Dort bildeten diejenigen, welche gegen den Adel im Kampfe standen, kleine geschlossene Körper in dem Ganzen des großen, vielfach getheilten Reiches. Daher waren der Kampf der schwäbischen Städte und der Kampf der Schweizer Kämpfe gegen äußere Feinde und hatten die Natur eigentlicher Kriege. In dem großen, aber geschlossenen Frankreich war die Verwirrung und daher auch die Erbitterung viel größer, die Greuel viel stärker, da jede der Parteien eine größere Verbreitung und einen größeren Zusammen- hang hatte und die verschiedenen Parteien ungeschieden durcheinander wohnten. Daher wurde das Leben tiefer in seinem Grunde aufgewühlt und ein heftigerer Brand der Leidenschaften entflammt. In Deutschland war bei glücklichem Widerstande der städtischen oder ländlichen Bevöl- kerung gegen den Adel gesonderten Neichsthcilen ihre Selbstständigkeit
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