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1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 517

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
nach dem Ende der Kreuzzüge. 517 gewahrt, in Frankreich wäre bei ungehindertem Fortgang der Empörung Auflösung aller Bande die Folge gewesen. Daß aber der Widerstand des Adels Erfolg haben konnte, daß nicht, wie in Florenz, die größere Masse den Sieg davon trug, war wegen der größeren Ausdehnung des Gebietes möglich, auf welchem der Adel die Aufständischen in Sammlung seiner Kräfte und Wahl seiner Maßregeln überflügeln konnte, was um so leichter geschah, als bei der Masse der in den großen Städten an- gehäuften rohen Bevölkerung die Bewegung ihres Zieles nicht gewiß blieb. Doch auch unter denjenigen, die sich der Empörung erwehrt hatten, brach Spaltung aus. Es gewann auf den König sein Bruder, der Herzog Ludwig von Orleans, Einfluß, und auf dessen Antrieb er- klärte er im Jahre 1388 seinen Regierungsantritt. Nun war eine Besserung im Zustande des Landes zu erwarten. Schlechte Beamte wur- den abgesetzt, die Steuern vermindert und im Jahre 1389 ein 25jähriger Waffeuftillftaud mit dem innerlich ebenfalls zerrütteten England ge- schlossen. Doch im Jahre 1392 wurde der König von einer Geistes- krankheit befallen, in der zwar Unterbrechungen eintraten, von der er aber nicht geheilt wurde. Es begann ein neues Spiel der Großen, welche unter dem Vorwände der stellvertretenden Regentschaft das Un- glück des Königs benutzen wollten, in den Genuß der Machtfülle zu gelangen. Wohl konnte der König an den Verhandlungen mit dem deutschen Könige wegen des Schismccks noch Theil nehmen, doch gegen- über denen, die für ihn regieren wollten, blieb er so machtlos, daß er mit seinen Kindern oft vernachlässigt wurde, während der Hof in Pracht und Schwelgerei lebte. Es waren der Herzog von Burgund und der Herzog von Orleans, welche um die Herrschaft stritten, da Ludwig von Anjou im Jahre 1384 auf seinem Feldzuge nach Italien einer Krank- heit erlegen war und der Herzog von Berry, der schon gleich nach Karls Tode eine Anzahl südfranzösischer Landschaften zur Verwaltung erhalten hatte, durch geistige Unbedeutendheit zurücktrat. Der sittenlose Orleans, den seine Gemahlin, des ersten mailändischen Herzogs Tochter Valentine, ans Ehrgeiz stachelte, gewann eine Stütze an der Königin Elisabeth oder Isabelle, der Tochter des Herzogs Stephan von Baiern. Nichtsdestoweniger wechselte das Uebergewicht zwischen den beiden Neben- buhlern, und als im Jahre 1405 der Herzog von Burgund, dessen Macht sich nach seines Schwiegervaters Tode im Jahre 1384 durch die reiche flandrische Erbschaft gemehrt hatte, gestorben war, machte sein Sohn, Johann der Unerschrockene, nicht minder dem Gegner jeden Schritt streitig. Die Feindschaft der beiden Fürsten führte zum Bürger- kriege, der durch eine von dem Herzoge von Berry vermittelte Ver- söhnung nur verschoben wurde. Dadurch, daß Orleans in dem Adel, Burgund in den Bürgern seine Stütze suchte, fand eine alte, leicht
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