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1. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 527

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
nach dem Ende der Kreuzzüge. 527 Tochter des Herzogs Ludwig von Savoyen, des Nachfolgers Ama- deus' Viii., vermählte, wurde er von dem Vater im Jahre 1456 be- kriegt und mußte sich zu dem Herzoge von Burgund flüchten, unter dessen Schutze er seitdem meist zu Gemappe bei Brüssel lebte. Während in Burgund das anderwärts im Erlöschen begriffene Nitterthum den größten Glanz entfaltete, konnte sich die bloß auf das Zweckmäßige gerichtete Sinnesart des Gastes nur befestigen, mittelst deren sich das unter seinem Vater durch die Ereignisse eingeleitete Verhältniß der königlichen Macht planmäßig ausbildete. Sah er an dem Hofe seines Beschützers, der größtenteils in Arras war, verschwenderische Pracht, so lernte er desto mehr das Geld als Mittel zur Erreichung von Herrscherzwecken schätzen; sah er den Rittersiun in weitaussehenden Entwürfen schwelgen, so richtete er desto mehr sein Augenmerk auf den nächst liegenden Vortheil. Im Gegensätze zu einem Hofe, wo Nittersitte in prunkendem Leben und in Beobachtung ausgehöhlter Formen des Umgangs geübt wurde, bildete sich in Ludwig ein König aus, der, einfach und geräuschlos lebend, seine Ueberlegungen in tiefes Geheimuiß hüllte und mit einer auf durch- greifendes Mißtrauen und rücksichtslose Selbstsucht gebauten Staats- kunst, wie sie sich am vollständigsten bei den italienischen Tyrannen ent- wickelt hatte, unbelauscht den Vortheil erspähte, um ihn im rechten Augenblicke, gleichviel mit welchen Mitteln, zu erhaschen. Trieb ihn so der Anblick des burgundischen Lebens immer mehr in die entgegenge- setzte Richtung, so folgte er in anderer Hinsicht einem traurigen Vor- bilde, das er in der Nähe hatte. Der Herzog lebte in beständigem Zwist mit seinem Sohne Karl und dies Beispiel wirkte so wenig ab- schreckend auf Ludwig, daß er seinen Vater aus dem Leben scheiden ließ, ohne einen Versuch der Versöhnung gemacht zu haben. 16. Ludwigs Xi. Negierung (1461 — 1485) begann mit Absetzung der Näthe seines Vaters. Er hegte gegen sie den Verdacht, daß sie ihm entgegengewirkt hätten, und wollte Diener, die, von ihm aus der Twfe emporgehoben, ihm Alles verdankten und in seiner Hand gefügige Werkzeuge wären. Da er den Plan hatte, das begonnene Sinken des Adels zu beschleunigen, mußte seine Thätigkeit zunächst gegen die Her- zoge von Burgund und Bretagne gerichtet sein, an denen die alte Ord- nung der Dinge ihre Stütze hatte. Als er die Städte an der Somme gegen den Willen Karls, der dadurch mit seinem Vater noch mehr ver- feindet wurde, dem Vertrage von Arras gemäß wieder an sich gebracht, forderte er den Herzog Franz Ii. von Bretagne auf, seiner selbststän- digen Stellung zu entsagen. Eine Folge hiervon war eine Verbindung desselben mit einer Anzahl von Großen des Reiches, der auch des Königs Bruder, der Herzog von Berry, und Karl von Burgund, damals Graf von Charolais genannt, beitraten. Ludwig suchte sich auf die
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