1856 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland.
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Xx.
Kaiser Karl V. und die Kirchenlrennung in Deutschland.
1. Karl, geboren zu Gent am 24. Februar 1500, erhielt von den
Kronen, die er zu tragen bestimmt war, zuerst die der spanischen Reiche.
In Bezug auf Caftilien war zwischen seinem Vater Philipp und seinem
Großvater Ferdinand seit Jsabellens Tode ein gespanntes Verhältniß
gewesen, das der baldige Tod Philipps löste. Bei seiner Mutter Johanna
hatte sich durch Philipps Tod eine Gemüthskrankheit so gesteigert, daß sie
außer allem Verhältniß zu den öffentlichen Angelegenheiten blieb. Als
Ferdinands Tod herannahte, sandte Karl aus den Niederlanden, wo
er ausgewachsen war, seinen Lehrer, den Cardinal Hadrian von
Utrecht', und leicht verständigte sich dieser mit dem Cardinal Ximenez,
da dieser große Mann, der zu seinen Verdiensten um die Verwal-
tung und dem Ruhme seiner Gelehrsamkeit im Jahre 1509 durch die
Eroberung von Oran den Lorbeer des Heerführers gesellt hatte, gern
dem Boten seines neuen Herrn den Vorrang einräumte, ohne in seiner
Thätigkeit für denselben nachzulassen. Ximenez beseitigte die Gefahr,
welche bei der ohnehin schwierigen Zeit eines Regierungswechsels durch
die dem Lande fremden niederländischen Räthe Karls herbeigeführt wurde.
Da er sie von dem Plane, Karln sofort vor seiner Ankunft zum Könige
ausrufen zu lassen, nicht abbringen konnte, verwandte er seine ganze
Kraft für die Ausführung ihres Beschlusses und trat den Großen Casti-
liens, welche die Ansprüche der noch lebenden Johanna zum Vorwände
des Sträubens nahmen und ihm das Recht zur Führung der Negierung be-
stritten, mit der Hinweisung auf die Kriegsmittel entgegen, die in Folge seiner
weisen Verwaltung hinreichten, das königliche Ansehen zu wahren. Erst
als der Vertrag zu Noyon das Verhältniß zu Frankreich geordnet hatte,
verließ Karl auf Ximenez' dringende Bitten die Niederlande und erschien
im Jahre 1517 in Asturien. Die Eifersucht seiner niederländischen
Räthe zeigte ihm die Thätigkeit des hochverdienten Ximenez in falschem
Lichte und beraubte ihn, da er ihn mit Versicherung der Anerkennung
von den Geschäften entfernte und derselbe bald darauf in hohem Alter
starb, eines Dieners, den nie ein anderer an Treue übertroffen hat.
Seinen Unterthanen noch fremd, beging der König, von Fremden umgeben,
manche Mißgriffe, welche den Geist der Widersetzlichkeit nährten. Als
er darauf durch die Kunde, daß er in Deutschland zum Kaiser erwählt
sei, im Jahre 1520 Spanien wieder verließ, begann sich allgemeine
Unzufriedenheit in einem Aufruhre zu entladen. Dieser Aufruhr ging
von den Bevölkerungen der Städte aus, und eine Anzahl empörter
Städte, an deren Spitze Toledo stand, bildete aus Abgeordneten unter