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1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 586

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
586 Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. sah man an der Aufnahme, welche das von dem Legaten zu Nürnberg in Betreff der Türken Gesagte in Deutschland fand. Seine Hinweisung auf die Gefahr, welche die Eroberung Ungarns für Deutschland brin- gen würde, rief eine Schrift hervor, in welcher gesagt wurde, daß man lieber den Türken als dem Papste dienen wolle. So sah denn Ha- drian, der letzte nicht aus Italien stammende Papst, seine Hoffnungen auf Hebung der Spaltung in Deutschland vereitelt, während seine Ver- besserungen in Nom ihm die Abneigung der dadurch in ihren Vortheilen geschmälerten Römer zuzogen. Gleich erfolglos blieben die Bemühun- gen seines Nachfolgers Clemens Vii. (1523—1534), eines Sohnes des durch die Pazzi ermordeten Julian, der mit dem im Hause der Mediceer herrschenden Sinne für Kunst und Wissenschaft eine christliche Gesinnung verband, wenn er auch als Regent mehr der Stellung eines Fürsten Italiens, als der eines Kirchenoberhauptes gewachsen war. 6. Luther war bei der Heimkehr von Worms auf Veranstaltung seines Kurfürsten, der ihn gegen die Wirkungen der erwarteten Achts- erklärung sichern wollte, mittelst eines scheinbaren Ueberfalles auf die Wartburg entführt worden, wo er durch Schriften an der Fortbildung seines Werkes arbeitete und die Uebersetzung der heiligen Schrift in das Deutsche begann. Erst nach einem Jahre verließ er seinen Zufluchts- ort, um in Wittenberg einem Fortgange der kirchlichen Umwälzung und einem Sturme auf Bilder und Altäre der Kirchen, wodurch er sein eigenes Bemühen überboten sah und wodurch er sein ganzes Werk ge- fährdet glaubte, Einhalt zu thun. Unter heftigen Erschütterungen ver- floß das dem Reichstage zu Worms folgende. Jahrzehnt, und im Laufe . desselben gewann bei der umfassenden und unermüdlichen Thä- tigkeit Luthers die neue Lehre, mit deren Fortbildung die Veränderung des Gottesdienstes und die Vernichtung der Kirchenverfassung glei- chen Schritt hielten, eine bestimmtere Gestalt und einen breiteren Bo- den. Eine Anzahl von Umständen vereinigte sich, den Verlauf zu fördern. Als die Bewegung begonnen hatte, versprach man sich von ihr Abstellung vieler Uebelstände in der Kirche, die man längst beklagt hatte. Unter dem Eifer des Beifalls erblickte man nur die Erschütterung einer Macht, welche bisher dem Begehren nach Beseitigung jener Uebel- stände nicht genügt hatte. Dazu kam, daß bei der entstandenen Gäh- rung gegen jede Art des Druckes, der irgendwo zu empfinden war, eine Rettung im Anschlüsse an die ausgebrochene Bewegung gesucht wurde, und Wünsche, die gar keine Rechtfertigung für sich hatten, jetzt auf stür- mische Weise ihrem Ziele entgegeneilten. Dieses war der Fall bei Mit- gliedern des Klerus in den Klöstern und außerhalb derselben, welche die Last der Zucht schon lange ungern ertragen hatten, und indem sie die- selbe jetzt durch Anschluß an die Neuerung plötzlich von sich warfen, zu-
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