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1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 594

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
594 Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. die Schranken. Ihre Reihe eröffnet derjenige, dessen Gebiet sich außer- halb des Neichsverbandes befand, der Hochmeister des deutschen Or- dens, Albrecht von Brandenburg, der vierte von den Söhnen des Kurfürsten Johannes Cicero und Enkeln des Albrecht Achilles. Als er im Jahre 1524 gegen den polnischen König Sigismund, den vierten Sohn und dritten Nachfolger von Jagello's zweitem Sohne Kasimir Iv., auf dem Reichstage in Nürnberg Hülfe suchte, hatte er die neue Lehre kennen gelernt, und auf der Rückreise bestimmte ihn Luther, der schon an den Orden den Rath zum Aufgeben seiner Gelübde gerichtet, das Ordensland in ein Fürftenthum für sich und seine Familie zu ver- wandeln. Albrecht ließ Prediger der neuen Lehre in das Land kommen, fand für sein Vorhaben, dem selbst Bischöfe des Landes beitraten, Anklang und empfing im Jahre 1525 zu Krakau von Sigismund, gegen den ihm das Reich keine Hülfe geben konnte, die Belehnung mit dem noch dem Orden gebliebenen Ostpreußen. Der Theil des Ordens, welcher ihm nicht folgte, wanderte ans und erhielt in der schwäbischen Stadt Mergentheim den Sitz seiner Verwaltung und eines neu gewählten Hochmeisters. Der Uebergang Preußens in den polnischen Lehensverband hinderte den Fort- gang der neuen Lehre nicht, da der abgeschlossene Vertrag, obgleich Si- gismund die katholische Religion zu erhalten gesonnen war, dieser Frage nicht gedachte. So war Preußen ganz dem Reiche entfremdet und, das letzte der für die Kirche gewonnenen deutschen Länder, ihr zu- erst gänzlich entrissen. Der neue Fürst nannte sich Herzog und ver- mählte sich mit Dorothea, der Tochter des Königs Friedrich I. von Dänemark, der als zweiter Sohn Christians nach dessen erstem Sohne Johann und Enkel Christian Ii. regierte. In Deutschland wurden der Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen, der in diesem Jahre sei- nem Bruder Friedrich gefolgt war, und Landgraf Philipp von Hessen, ein Abkömmling der heiligen Elisabeth, die Häupter der aus der Kirche ausgetretenen Partei, von denen der erstere den Boden schon geebnet fand, der letztere planmäßig allen Widerstand brach. 9. In demselben Jahrzehnt, in welchem die lutherische Lehre, nach dem Vorgänge des Landgrafen Philipp auch die evangelische genannt, in Deutschland siegreich zum Durchbruche kam, betrat sie auch schon Dä- nemark, Schweden, Polen, Liefland, Ungarn, Frankreich. Von keinem Lande aus hat jedoch die Bewegung so sehr auf Deutschland zurück- gewirkt, als aus der Schweiz. Hier hatte sie einen selbstständigen Aus- gangspunkt in Zwingli, der von Zürich aus für die Schweiz eine ähn- liche Thätigkeit, wie Luther von Wittenberg aus für Deutschland ent- wickelte. Zwingli begann sein Werk, ohne es an den Kampf gegen den Ablaß anknüpfen zu können; denn einem Manne, der hier noch mehr als Tetzel in Deutschland Aergerniß gab, wehrte der Bischof von Con-
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