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1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 622

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
622 Die Kirchentrennung in England, im Norden und in Polen. über. Seine Negierung führte in das Land das ein, was man in Deutschland Reformation genannt hatte. Zwar wurden auch jetzt noch die Bischöfe beibehalten, aber da an die Stelle der kirchlichen Wahl die königliche Ernennung trat, ward es leicht die Stühle im Sinne der Neuerung zu besetzen. Die Lehre selbst ward in derselben Weise, wie in Deutschland, umgestaltet. Das Werkzeug dieses Ueberganges vom Schisma zur Häresie war Cranmer, der während der vorigen Negierung seine auf dieses Ziel gerichteten Gesinnungen verborgen hatte. Unter den Großen fanden sich bereitwillige Theilnehmer, weil fortgesetzte Zer- störung, die sich aus den Angriffen auf die Kirchenlehre ergeben mußte, auch außerhalb der Klöster neue Beute aus kirchlichem Vermögen ver- sprach. Die Männer aber, welche als Leiter des jungen Königs die Gewalt zu allen diesen Schritten liehen, waren erst dessen Oheim Eduard Seymour, Herzog von Somerset, und nach ihm derjenige, der ihn ge- stürzt und auf das Blutgerüst gebracht hatte, der Graf von Warwick, zum Herzoge von Northumberland erhoben. Doch die Zeit ihres Wal- tens war zu kurz, um das Werk so weit zu führen, daß es hätte Be- stand haben können. Unter den Unruhen, mit welchen die Umwälzung das Land erfüllte, erhob sich in verschiedenen Gegenden das Volk, das die aufgedrungenen Neuerungen und die mit dem Raube des Kirchen- gutes bereicherten Beförderer derselben verabscheute, zu Empörungen, die mit fremden Söldnern unterdrückt werden mußten. Dabei ließ das stürmische Verfahren es gar nicht zu einer Erkenntniß dessen, was nun als neuer Glaube gelten solle, kommen, und ungeachtet unter Cranmers Leitung die Sätze des neuen Glaubens festgestellt wurden und zu deren Gunsten blutige Strenge in Anwendung kam, blieb der bei Weitem größte Theil des Volkes katholisch. Bald erfuhr auch der Verlauf der kirch- lichen Umwälzung eine große Hemmung durch den nächsten Regierungs- wechsel. Eduard starb unvermählt. Der Plan seines Vaters war es gewesen, ihn mit Jakobs V. Tochter Maria zu verbinden und so eine Vereinigung des schottischen Reiches mit dem englischen zu bewirken. Doch ein deshalb schon geschlossener Vertrag war von den Schotten zerrissen worden, und ein siegreicher Feldzug, den Somerset deshalb unternommen, brachte nicht dessen Erneuerung zuwege, da der Sieger durch Bewegungen, die in England gegen ihn entstanden, zurückgerufen und Maria durch ihre Mutter und Vormünderin Maria, die zweite Gemahlin Jakobs V. und Schwester des Herzogs Franz von Gaise, zur Erziehung an den befreundeten französischen Hof gebracht wurde. Als das Ende des unvermählten Eduard bei seiner Kränklichkeit nahe bevorzustehen schien, gewann Warwick ihn für eine Anordnung, nach welcher sowohl Heinrichs Viii. Töchter Maria und Elisabeth, als die schottische Maria, die als Enkelin von Heinrichs älterer Schwester nach
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