1856 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
656 Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp H.
und Istrien zufiel. Maximilian folgte nicht allein seinem Vater in der
Nachgiebigkeit gegen die Protestanten, sondern ging weit über dieselbe
hinaus. Ferdinand hatte, wahrend er die katholische Religion zu er-
halten und die Verbreitung der protestantischen zu hindern suchte, durch
Milde immer noch einer Aufhebung der Kirchenspaltung vorzuarbeiten
gehofft. Maximilian war selbst dem Protestantismus geneigt und ließ
denselben in seinen Landen so ungestört um sich greifen, wie er im
Reiche nichts gegen ihn unternahm. Die Neigung zum Protestantismus
hatte sich schon bei Lebzeiten des Vaters bei ihm gezeigt und ihn in
Unfrieden mit diesem gebracht. Sie befestigte sich durch eine seit Karls
Bemühungen um Philipps Königswahl entstandene Eifersucht der deutschen
Linie des Hauses Habsburg gegen die spanische, um derentwillen Maxi-
milian als Haupt der ersteren sich sowohl gegen König Philipp als
gegen die demselben nach seiner Thätigkeit so nahe stehenden Päpste
durch Anschluß an eine Bewegung entgegengesetzter Richtung schützen zu
müssen glaubte. Der Protestantismus erschien aber, indem er den all-
gemeinen kirchlichen Verband löste und nationale Vortheile und Eigen-
thümlichkeiten auf Kosten einer höheren, oft unbequem gewordenen Ein-
heit zur Geltung brachte, um so mehr etwas eigenthümlich Deutsches zu
sein, als er damals auch der Zahl nach ein sehr großes Uebergewicht
in Deutschland hatte. Was den Kaiser, der die Hoffnung der deutschen
Protestanten war, von einem Uebertritte abhielt, war der Einfluß seiner
Gemahlin Maria, einer Tochter Karls V., sowie der des Cardinals
Hosius. Auch wirkte auf ihn der Anblick des stürmischen Vordringens
der Protestanten, die, mit allen zum Schutze ihrer Religion gemachten
Zugeständnissen nicht zufrieden, sich mittelst derselben nur eine Stellung
befestigten, von welcher sie die katholische Kirche angreifen konnten. Im
Erzherzogthum hatte der Adel sich größtentheilö dem Protestantismus
zugewendet und denselben verbreitet. Als im Jahre 1566 Suleiman
von Neuem Ungarn überflutete und der Kaiser zu der auf einem Reichs-
tage zu Augsburg erhaltenen Neichshülfe die Hülfe der östreichischen
Stände begehrte, machten ihm diese die Bewilligung freier Religions-
Übung für die Anhänger des Augsburgischen Bekenntnisses zur Be-
dingung. Der türkische Krieg, in welchem Zriny als Befehlshaber der
an der oberen Theiß gelegenen Stadt Szigeth, da die Stadt nicht mehr
zu halten war, den Heldentod starb, nahm keine der aufgebotenen Macht
entsprechende Wendung. Suleiman war zwar während der Belagerung
von Szigeth gestorben, aber der Friede, der darauf geschlossen ward
und dem Kaiser einen Theil Ungarns ließ, erneuerte auch für denselben
die Verpflichtung einer schon von seinem Vater übernommenen Tribut-
zahlung. Zu ferneren Rüstungen Seitens des Reiches kam es nicht,
da dem Kaiser auf den Reichstagen, wo er Türkenhülfe suchte, jedesmal