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1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 658

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
658 Spanien, Deutschland und Italien zur Zeit des Königs Philipp Ii. Tributzahlung aufhörte. Rudolph machte zwar Anstalten, sich dieser theilweisen Entthronung zu widersetzen, aber Matthias hatte die öst- reichischen und die ungarischen Stände bereits so für sich gewonnen, und Rudolph fand in den Erblanden und im Reiche so wenig Hülfe, daß Matthias, nachdem er mit einem Heere in Böhmen eingerückt war, im Jahre 1608 durch förmlichen Vertrag die Abtretung von Oestreich und Ungarn mit der Anwartschaft auf Böhmen erhielt. Bei der Rückkehr nach Oestreich erwarteten Matthias die Forderungen der dortigen Pro- testanten, welche die unter Rudolph erlittenen Beschränkungen aufgehoben wissen wollten. Zwar machte Matthias auf den Rath des Cardinals Klesel, der unter Rudolph die Seele des auf Beschränkung des Pro- testantismus gerichteten Verfahrens gewesen war, Anstalten zum Weigern, doch gab er, als er den Vorsatz gewaltsamen Vorschreitens gewahrte, von Neuem die Bewilligung freier Neligionsübung. Ein gleiches Zu- geftändniß drangen die böhmischen Protestanten, die ebenfalls die seit Maximilian geschmälerte Freiheit wiederverlangten, unter offenen An- stalten zu bewaffneter Erhebung dem Kaiser ab, worüber ihnen im Jahre 1609 eine unter dem Namen des Majestätsbriefes bekannte Ur- kunde ausgestellt wurde. Kaiser Rudolph behauptete sich nicht einmal in der Herrschaft über Böhmen bis an seinen Tod. Er gedachte einen seiner steiermärkischen Vettern, den Erzherzog Leopold, welcher Bischof von Passau war, statt Matthias zu seinem Nachfolger in Böhmen zu machen, und die Truppen, die er zu diesem Zwecke werben ließ, ver- übten in Böhmen solchen Unfug, daß eine Empörung entstand, welche ihn in Prag in eine Art von Gefangenschaft brachte, während Matthias zur Wahrung seines Erbrechtes mit einem Heere erschien. Matthias ward in Prag im Zahre 1611 gekrönt, und Rudolph, dem das Ver- bleiben in seinem dortigen Schlosse gestattet worden, starb bald darauf im Jahre 1612. 11. Matthias erhielt nun auch die Kaiserkrone, da deren Last von keinem derjenigen, auf welche die Parteien ihre Augen richteten, gewünscht wurde. Er fand im Reiche die Dinge so weit gediehen, daß ein Bürger- krieg, welcher eine Auflösung des Reiches zur Folge haben zu müssen schien, dem Ausbruche sehr nahe war. Auf den Reichstagen hatte sich längst ein von Kurpfalz geleitetes Angriffsverfahren gegen die Neichs- regierung kundgegeben, das auf eine Lockerung des Reichsverbandes hinwirkte und die Ausführung aller durch den Vortheil und die Ehre des gesummten Reiches erforderten Maßregeln hinderte. Als auf dem Reichstage zu Regensburg im Zahre 1608 Rudolph zum Kriege gegen seinen Bruder, gegen den ungarischen Aufstand und gegen die Türken Reichshülfe begehrte, sagten die Katholiken dieselbe zu, und die Pro- testanten machten Aufhebung der in Religionssachen anhängigen Rechts-
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