1856 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
und der schwedisch-polnische Krieg.
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viel länger aber dauerte es, bis das Land von den Wunden, die der
Krieg dem Wohlstände und der Sittlichkeit geschlagen, sich einigermaßen
wieder erholte. Landstriche waren verödet, Wohnplätze ausgestorben, ein
großer Theil der übrig gebliebenen Bevölkerung verwildert. Was sich
aber nicht mehr ersetzen ließ, war der Verlust des nationalen Bewußt-
seins bei einem Volke, dessen Besitz Fremde getheilt, über dessen Streit
Fremde zu Gericht gesessen, dessen Spaltung Fremde vergrößert hatten.
17. Dem westphälischen Frieden folgt eine Zeit, während deren
das deutsche Reich beschäftigt ist, die Grundsätze jenes Friedens in seinem
Innern durchzuführen und sich die dazu erforderlichen Einrichtungen zu
geben. Das Bemühen der Reichsstände, die zugestandene Selbstständig-
keit zu sichern, war dabei die vorzüglichste Triebfeder, und die Geschäfte,
welche von dem Reichstage zu erledigen waren, gewannen jetzt einen
großen Umfang, weil der westphälische Friede viele Aufgaben gestellt
hatte, weil die neuen Verhältnisse eine Quelle von Irrungen waren und
weil die Selbstständigkeit der Reichsstände für alle und jede das Reich
betreffenden Angelegenheiten eine gemeinschaftliche Behandlung forderte,
in der sie sich bewähren konnte. Der Reichstag, welcher sich zunächst
mit den im westphälischen Frieden unerledigt gebliebenen Fragen zu be-
schäftigen hatte, wurde im Jahre 1653 zu Regensbnrg eröffnet. Er
kam aber nicht mit allen vorliegenden Gegenständen zu Ende und mußte
bei seiner Auflösung die Fortsetzung der Berathungen einem Aus-
schüsse, der Reichsdeputation, überlassen. Der demselben folgende Reichs-
tagsabschied ist der letzte gewesen, weil bald darauf, im Jahre 1663,
der gehäuften von der Reichsdeputation wenig geförderten Geschäfte
wegen der Reichstag in Regensbnrg zu einem ständigen erklärt wurde,
was zur Folge hatte, daß Kaiser und Reichsstände nicht mehr persönlich
erschienen. Während dieser Zeit zeigen sich die beiden Mächte, welche
durch den Krieg einen inneren Streit der Deutschen für sich ausgebeutet
haben, unter dem fortwährenden Vorwand, für deutsche Freiheit besorgt
zu sein, als Beschützer der zur Schwächung des Reiches beliebten Ord-
nung und als Beförderer alles dessen, was auf Schwächung des Kaiser-
thnmes abzielt. Die erste Gelegenheit hierzu ergab sich im Jahre 1657
durch den Tod des Kaisers Ferdinand Iii. Ihm war sein Sohn, König Fer-
dinand Iv. von Ungarn, bereits als Nachfolger anerkannt, vorausgegangen.
Da der verstorbene Kaiser mit dem von Schweden bedrohten Polen ein
Bündniß geschlossen und den Spaniern in Italien gegen die Franzosen
Hülfe gesandt hatte, kamen jene beiden Mächte, welche sich die Ent-
scheidung über die Geschicke der europäischen Staaten angeeignet hatten
und zu behaupten bemüht waren, darin überein, den zweiten Sohn des
Kaisers, den König Leopold von Ungarn, von der Nachfolge auszu-
schließen. Sie hofften, wenn die Kaiserkrone von dem Hause Habsburg