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1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 725

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
und der schwedisch-polnische Krieg. 725 viel länger aber dauerte es, bis das Land von den Wunden, die der Krieg dem Wohlstände und der Sittlichkeit geschlagen, sich einigermaßen wieder erholte. Landstriche waren verödet, Wohnplätze ausgestorben, ein großer Theil der übrig gebliebenen Bevölkerung verwildert. Was sich aber nicht mehr ersetzen ließ, war der Verlust des nationalen Bewußt- seins bei einem Volke, dessen Besitz Fremde getheilt, über dessen Streit Fremde zu Gericht gesessen, dessen Spaltung Fremde vergrößert hatten. 17. Dem westphälischen Frieden folgt eine Zeit, während deren das deutsche Reich beschäftigt ist, die Grundsätze jenes Friedens in seinem Innern durchzuführen und sich die dazu erforderlichen Einrichtungen zu geben. Das Bemühen der Reichsstände, die zugestandene Selbstständig- keit zu sichern, war dabei die vorzüglichste Triebfeder, und die Geschäfte, welche von dem Reichstage zu erledigen waren, gewannen jetzt einen großen Umfang, weil der westphälische Friede viele Aufgaben gestellt hatte, weil die neuen Verhältnisse eine Quelle von Irrungen waren und weil die Selbstständigkeit der Reichsstände für alle und jede das Reich betreffenden Angelegenheiten eine gemeinschaftliche Behandlung forderte, in der sie sich bewähren konnte. Der Reichstag, welcher sich zunächst mit den im westphälischen Frieden unerledigt gebliebenen Fragen zu be- schäftigen hatte, wurde im Jahre 1653 zu Regensbnrg eröffnet. Er kam aber nicht mit allen vorliegenden Gegenständen zu Ende und mußte bei seiner Auflösung die Fortsetzung der Berathungen einem Aus- schüsse, der Reichsdeputation, überlassen. Der demselben folgende Reichs- tagsabschied ist der letzte gewesen, weil bald darauf, im Jahre 1663, der gehäuften von der Reichsdeputation wenig geförderten Geschäfte wegen der Reichstag in Regensbnrg zu einem ständigen erklärt wurde, was zur Folge hatte, daß Kaiser und Reichsstände nicht mehr persönlich erschienen. Während dieser Zeit zeigen sich die beiden Mächte, welche durch den Krieg einen inneren Streit der Deutschen für sich ausgebeutet haben, unter dem fortwährenden Vorwand, für deutsche Freiheit besorgt zu sein, als Beschützer der zur Schwächung des Reiches beliebten Ord- nung und als Beförderer alles dessen, was auf Schwächung des Kaiser- thnmes abzielt. Die erste Gelegenheit hierzu ergab sich im Jahre 1657 durch den Tod des Kaisers Ferdinand Iii. Ihm war sein Sohn, König Fer- dinand Iv. von Ungarn, bereits als Nachfolger anerkannt, vorausgegangen. Da der verstorbene Kaiser mit dem von Schweden bedrohten Polen ein Bündniß geschlossen und den Spaniern in Italien gegen die Franzosen Hülfe gesandt hatte, kamen jene beiden Mächte, welche sich die Ent- scheidung über die Geschicke der europäischen Staaten angeeignet hatten und zu behaupten bemüht waren, darin überein, den zweiten Sohn des Kaisers, den König Leopold von Ungarn, von der Nachfolge auszu- schließen. Sie hofften, wenn die Kaiserkrone von dem Hause Habsburg
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