1856 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
728 Der dreißigjährige, der französisch-spanische
1634 zurück und fügte sich seitdem so sehr in die Verhältnisse, daß
Truppen, die in den Niederlanden gegen die Spanier kämpften, unter
seinen Befehl gestellt wurden. In sein Schicksal wurde auch der Herzog
Karl Iv. von Lothringen, mit dessen Tochter er sich vermählt hatte,
verflochten. Da der Herzog, nachdem Gastón auf seiner ersten und
zweiten Flucht bei ihm Schutz gefunden, auch durch Unterstützung der
Kaiserlichen und der Spanier gegen die Absichten der französischen Ne-
gierung gehandelt, wurde sein Land zur Beute der Franzosen, und er
selbst trat in Dienste des Kaisers, ohne von Gallas' französischem Feld-
zuge seine Wiedereinsetzung erhalten zu können. Nach der zweiten Ent-
fernung Gastons fand Richelieu auch eine Gelegenheit, das Pariser
Parlament zu demüthigen, das sich das Recht beilegte, königliche Ver-
ordnungen durch Verweigerung ihrer Eintragung ungültig zu machen.
Als cs dieses Verfahren auf eine Verordnung anwandte, welche die
Anhänger des Geflüchteten für Beleidiger der königlichen Majestät er-
klärte, wurde sein Beschluß durch den Staatsrath vernichtet und dieser
Vernichtungsbeschluß in Gegenwart des vor den König berufenen Par-
lamentes in dessen Bücher eingetragen. So mußte sich das Recht des
Widerstandes in ein Recht der Bitte verwandeln. Richelieu behauptete,
ungeachtet er dem der Arbeit nicht geneigten Könige oft unbequem wer-
den mußte, seine Herrschaft bis zu seinem Tode. Dieser erfolgte im Jahre
1642. Kurz vor ihm war die Königin Maria zu Köln in Dürftigkeit
gestorben. Nicht lange nach ihm starb im Jahre 1643 der König mit
Hinterlassung eines erst fünfjährigen Nachfolgers, Ludwigs Xiv. An
Nichelieu's Stelle trat noch bei Lebzeiten des Königs von ihm selbst
empfohlen der Cardinal Mazarin, der früher päpstlicher Botschafter in
Paris gewesen, aber auf seine Veranlassung in französische Dienste über-
gegangen war.
19. Die Minderjährigkeit des neuen Königs stürzte das Land in
Unruhen, wie es sie unter ähnlichen Verhältnissen schon öfter erfahren
hatte. Die Fortdauer der von Richelieu begründeten Negierungsweise
weckte fortwährend Widerstand, und dieser hatte jetzt größere Aussicht
auf Erfolg, weil dem Nachfolger Nichelieu's nicht dessen Entschlossenheit
und Festigkeit, vielmehr nur Klugheit des Täuschens, Hinhaltens und
Einlenkens zu Gebote stand und die Größe der durch die Kriegsunter-
nehmuugen verursachten Ausgaben zu einem Steuerdrücke geführt hatten,
welcher der Widerstaudspartei zahlreiche Bundesgenossen verschaffte.
Der Kampf gegen Mazarin begann im Jahre 1648, als derselbe durch
die französischen Gesandten zu Münster an der Erniedrigung und
Schmälerung des deutschen Reiches arbeitete. Neue Steuerverordnungen
erweckten den Widerspruch und Widerstand des Parlamentes, und als
die von Mazarin geleitete Königin, Anna von Oestreich, gegen Mit-