1856 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Staatsumwälzung in England. 745
lischen Parlaments veranlaßte nun eine Erhebung der Irländer, die sich
Freiheit der katholischen Religion erkämpfen wollten und sich für unge-
rechte und grausame Behandlung setzt blutig rächten. Mit den Schotten
war dagegen ein Friede unterhandelt worden, und obgleich derselbe noch
nicht zu Stande gekommen war, begab sich der König nach Schottland,
um nach einer an ihn gestellten Forderung das dortige Parlament selbst
zu eröffnen. Auf eine Ausgleichung mit den Schotten hoffend, kehrte er
nach London zurück, fand das Parlament, von dem er vergebens kräf-
tige Hülfe zur Unterdrückung des irischen Aufstandes forderte, noch in
gleicher Feindseligkeit und steigerte dieselbe dadurch, daß er im Jahre
1642 einige hervorragende Mitglieder desselben verhaften wollte. Es
war an Aussöhnung nicht mehr zu denken. Das Unterhaus übte alle
Gewalt und nahm sogar das Recht, dem Heere zu befehlen, in Anspruch.
Der König entfernte sich aus London und suchte im Norden und Westen
des Landes Beistand, während seine Gemahlin nach den Niederlanden
ging, um auswärtige Hülfe zu gewinnen. Der Bürgerkrieg brach aus,
in welchem der König hauptsächlich in dem Adel, den Eavalieren, seine
Anhänger hatte und die Macht des Parlaments auf Bürgern und
Bauern beruhte, die man nach ihrem kurz abgeschnittenen Haare die
Rundköpfe nannte. Der Krieg war zugleich ein Religionskrieg. Die
Parlamentspartei bekämpfte in den Königlichen oder den Eavalieren zu-
gleich die Anhänger eines verhaßten Kirchenthums, und fühlte sich in
sittlicher Hinsicht über dieselben erhaben, da sie auf Beispiele von Weich-
lichkeit und Unsittlichkeit unter dem Adel Hinweisen konnte, denen sie die
Schlichtheit des Bürger- und Bauernstandes gegenüberhielt. Um aber
in der heiligen Schrift ein Vorbild für ihr Thun zu haben, betrachteten
die Puritaner sich als das Volk Israel im Kampfe mit den Kanaani-
tern, und diese Anschauung gab den Sitten und Redeweisen der Partei
ein besonderes Gepräge. Zwei Kriegssahre vergingen ohne entscheiden-
des Ereigniß, während deren die Empörer sich mit dem schottischen Co-
venant verbündeten. Im Jahre 1644 eröffnete der König zu Orford
ein aus seiner Partei berufenes Parlament, das er dem zu London re-
gierenden entgegenstellte. Doch es gelang ebenso wenig, das Land von
dem feindlichen Parlamente abzuziehen, als mit demselben angeknüpfte
Unterhandlungen einen Erfolg hatten. Das Parlamentsheer, das von
Schotten unterstützt die Stadt Jork belagerte, erfocht über ein könig-
liches Heer, das zum Entsätze der Stadt heranrückte, bei Marstonmoor
einen entscheidenden Sieg unter Fairfar. Des errungenen Uebergewichtes
bediente sich die Partei zu blutiger Verfolgung der Anhänger des bischöf-
lichen Kirchenwesens, von der auch die Katholiken betroffen wurden.
Der Erzbischof Land von Canterbury, der zu den Vertrauten des Königs
gebörte und das Werkzeug bei dessen kirchlichen Anordnungen war, wurde
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