1856 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
782
Die Zeit des französischen Uebergewichtes
konnte er das Volk so wenig gewinnen, daß Oranien, den die englische
Seemacht nicht an der Fahrt von Helvoetsluis durch den Canal nach der
Südküste Englands hatte hindern können, von seinem Landungsplätze
Torbay in Devonshire nach London vorrücken konnte und die königlichen
Truppen nach und nach zu ihm übergingen. Es blieb für den König
und seine Anhänger nur die Flucht übrig. Da aber die Gegner Rache
zu üben und namentlich gegen die Katholiken die erlangte Gewalt zu
gebrauchen gedachten, wurde den Flüchtigen zu Lande und zur See auf-
gelauert. Gleich vielen Andern wurde auch der König, nachdem seine
Gemahlin schon das Land verlassen, an der Mündung der Themse ge-
fangen und zurückgeführt. Doch sein Schwiegersohn, dem er im Lande
gefährlicher als draußen scheinen mochte, ließ ihn zu Nochester, wohin
man ihn nach seinem Wunsche gebracht, so nachlässig bewachen, daß er
nach Frankreich entkam, wo der König ihm seinen Unterhalt gewährte.
Oranien war klug genug gewesen, nicht als Bewerber um die Krone,
sondern nur als Vertheidiger gekränkter Rechte der Nation aufzu-
treten. Er glaubte sicherer zu gehen, wenn er auch nach dem Gelingen
der Unternehmung das Entgegenkommen des Volkes erwartete. Im
Jahre 1689 trug das Parlament ihm und seiner Gemahlin, doch so,
daß er allein regieren solle, die Krone an, welche, wenn er kinderlos
bliebe, auf Jakobs zweite Tochter Anna übergehen sollte. Mit der
Krönung war die Staatsveränderung, welche die Engländer im Gegen-
sätze zu der gegen Karl I. erfolgten Rebellion die Revolution nennen,
zu Ende geführt. Die Bedingungen, unter welchen man dem neuen
Könige Wilhelm Hi. die Krone angeboten, sprach ein Gesetzesvorschlag
oder eine Bill aus, die Bill der Rechte, durch deren Annahme der Ver-
trag über die Grenzen der königlichen Gewalt geschlossen war. Den
Katholiken wurde das alte Joch wieder aufgelegt, indem die durch ein
Gesetz für alle Sekten ausgesprochene Duldung auf sie nicht ausgedehnt
wurde. Wenn auch die Hinrichtungen aufhörten, blieben die Katholiken
außerhalb des Genusses des vollen Rechtes der Staatsbürger und hatten
außer drückender Beschränkung häufige, leicht gegen sie in Anwendung
zu bringende Geldstrafen zu leiden. Es wurde aber auch der Protestan-
tismus von den Folgen der Revolution betroffen. In dem Schooße der
Episkopalkirche war schon, während die Könige aus dem Hause Stuart
die Gründung unbedingter Köuigsgewalt anstrebten, eine Spaltung er-
folgt, indem die Einen sich jenen Bestrebungen anschlossen, die Andern
der Gewalt des Königthums gewisse Grenzen gezogen wissen wollten.
So ergab sich der Gegensatz einer Hochkirche und einer niedern Kirche.
Sie standen auch auf dem eigentlich kirchlichen Gebiete sich dadurch ent-
gegen, daß die eine das Sektenwesen niederwersen, die andere demsel-
den Zugeständnisse machen wollte. Indem nun die Hochkirche bei ihrem