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1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 789

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
und der von den Vortheilen des Handels bestimmten Staatskunst. 789 Gegenstand der Aufmerksamkeit, als die Frage, wer es in Zukunft be- herrschen solle, nahe rückte. Denn man befürchtete, daß durch Erwerb desselben eine der beiden Hauptmächte Europa's, Oestreich und Frankreich, deren Herrscherfamilien Habsburg und Bourbon Erbansprüche machten, ein für alle übrigen Staaten gefährliches Uebergewicht erlangen würde. Den Ansprüchen Oestreichs lag außerdem, daß die spanische Königsfamilie und die kaiserliche Familie nur zwei Zweige desselben habsburgischen Stammes waren, noch diejenige Verwandtschaft zu Grunde, welche durch Vermählung von Töchtern der spanischen Linie in die östreichische ent- standen war. Kaiser Leopold war der Sohn einer Tochter Philipps Iii. und hatte eine Tochter Philipps Iv. zur Gemahlin. Ein durch Heirath spanischer Königstöchter erworbenes Recht hatte auch das Haus Bour- von, da auch Ludwig Xiv. von einer Tochter Philipps Iii. abstammte und mit einer Tochter Philipps Iv. vermählt gewesen war. Wenn Oestreich durch die Abstammung der beiden Häuser von den Brüdern Karl V. und Ferdinand auf seiner Seite ein Uebergewicht der Ansprüche hatte, so stellten sich die anderweitigen Verwandtschaftsverhältnisse für Frankreich vortheilhaft, weil die Gemahlinnen Ludwigs Xiii. und Lud- wigs Xiv. die älteren Schwestern der mit Ferdinand Iii. und Leopold vermählten Königstöchter waren. Wenn aber von östreichischer Seite dem Könige von Frankreich der Verzicht, den er bei seiner Vermählung geleistet, entgegengehalten wurde, so stellte dieser in Abrede, daß der- selbe sich auch auf die aus jener Ehe hervorgegangene männliche Nach- kommenschaft beziehe. Als Abkömmling einer Tochter des spanisch- habsburgischen Hauses trat auch noch ein Bewerber in Joseph Ferdi- nand, dem ältesten Sohne des baierischen Kurfürsten Marimilian Emanuel, auf, da seine Mutter eine Tochter des Kaisers Leopold und der Tochter Philipps war. Stand sein Anspruch offenbar den Ansprüchen der bei- den Häuser Habsburg und Bourbon nach, so stiegen seine Aussichten durch die Furcht, welche man vor Vereinigung der spanischen Monarchie mit einem der großen Staaten hegte. Zwar suchten Leopold und Lud- wig Xiv. diese Furcht dadurch zu beschwichtigen, daß sie die spanische Krone nicht für sich, sondern der Kaiser für seinen zweiten Sohn Karl, der König für Philipp, den zweiten Sohn des Dauphins, in Anspruch nahmen. Doch auch so schien die Machtvergrößerung, welche für Oest- reich oder Frankreich entstehen würde, noch bedenklich, zumal eine Haupt- quelle der Macht in jener Zeit auch günstige Handelsverhältnisse waren, wie sie der eine der beiden Staaten auch durch die mittelbare Verbin- dung mit Spanien erhalten konnte. Zunächst trieb die beiden Mächte, welche man damals vorzugsweise die Seemächte nennen konnte, die Nie- lande und England, ihr Vortheil an, der Lösung der Frage den größten Eifer zu widmen. Die Wichtigkeit, welche Handelsverhältnisse für die
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