1856 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst. 841
Oestreichs Verabredungen zu treffen. Es hatte nämlich nach dem Ab-
schlüsse des Nymphenburger Bündnisses und der Schlacht bei Mollwitz
der Kurfürst von Baiern mit Hülfe eines französischen Heeres Ober-
östreich erobert und den Hof zur Flucht nach Preßburg genöthigt. Der
Sieger war seiner Sache so sicher, daß er als neuer Erzherzog des Lan-
des sich zu Linz huldigen ließ, indem die treulose und gewaltsame Staats-
kunst der Zeit ihre Schritte durch Versprechungen der Treue sichern
wollte, die sie von fremden Unterthanen erzwang. Maria Theresia
entbehrte aller auswärtigen Hülfe. Das befreundete Rußland war durch
den schwedischen Krieg beschäftigt. Der König Georg Ii. von England,
der sie zu unterstützen mit einem hannoverischen Heere bereit stand, sah
sich von einem preußischen Heere, das im Magdeburgischen, und einem
französischen, das in Westphalen erschien, in die Mitte genommen, und
mußte einen Vertrag anuehmen, in welchem er, da die Verbündeten
bereits die Uebertragung der Kaiserkrone auf das Wittelsbachssche Haus
beschlossen hatten, für den Kurfürsten von Baiern seine Kurstimme zu-
sagte. Doch sehr bald trat eine für Maria Theresia günstige Wendung
ein. In Ungarn, das unter der im Innern wohlthätig wirkenden Re-
gierung Karls sich dem Hause Habsburg befreundet hatte, fand sie die
bereitwilligste Hülfe. Die nach Preßburg berufenen Stände nannten sie
ihren König, und erklärten, für sie sterben zu wollen. Noch im Jahre
1741 standen zwei Heere im Felde. Das eine eroberte Oestreich wie-
der und besetzte im folgenden Jahre sogar Baiern. Das andere wen-
dete sich nach Böhmen, wo ein sächsisches Heer eingerückt, und wo-
hin auch Karl Albert, der Böhmen sich nicht durch die Sachsen wollte
entziehen lassen, gezogen war. Der Kurfürst von Baiern hatte auch in
Prag sich huldigen lassen und war im Anfang des Jahres 1742 nach
Frankfurt geeilt, wo er unter dem Namen Karl Vii. zum Kaiser ge-
wählt und gekrönt wurde, da er außer seiner eigenen, der brandenburgi-
schen und der hannoverischen Stimme auch die der von französischem
Einflüsse beherrschten Kurfürstenthümer Pfalz und Köln für sich gehabt.
Es säuberte nun das östreichische Heer, welches Franz Stephan anführte,
Böhmen von den Baiern und Franzosen, so daß die nach Mähren vor-
gedrungenen Preußen sich nach Schlesien zurückziehen mußten. Doch
rückte bald ein preußisch-sächsisches Heer ein, und ein neues französisches
erschien. Karl Vii. saß nun in Frankfurt, und war für seine Hof-
haltung auf französische Hülfe angewiesen, da sein Erbland von den
Oestreichern besetzt war und das von ihm eroberte Böhmen den Kriegs-
schauplatz für vier Heere bildete. Auch die Hoffnungen, die er auf den
Gang des Krieges in Böhmen setzte, mußte er bald zerrinnen sehen.
Thätigkeit und Geschicklichkeit zeigte sich unter den Verbündeten nur im
preußischen Heere. Dieses erfocht denn auch, von dem Könige geführt,
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