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1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 866

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
866 Die Zeit verfälschen Aufklärung und der gewalttätigen Staatskunst. das Bedürfuiß gefühlt, sich für kommende Fälle durch ein Bündniß zu stärken. Da er in Oestreich immer noch seinen Feind und in Frankreich dessen Verbündeten sah, von einem Bündniß mit England, wo die Schwankungen des Parlaments auch die Richtung der Negierung änder- ten, wenig Hülfe erwarten konnte, schloß er sich an die Kaiserin Katha- rina an. Für ihn und sie war die Frage nach der Wiederbesetzung des Thrones in dem zwischen ihren Staaten gelegenen Lande von Wich- tigkeit. Man war schon daran gewöhnt, dem Lande eine Selbstständig- keit gar nicht mehr einzuräumen, und im siebenjährigen Kriege hatten Preußen und Rußland den Boden Polens nach Umständen wie eigenes Gebiet behandelt. Das Land in dieser Weise weiter zu behandeln, schien daun am möglichsten, wenn es ein Mitglied des einheimischen Adels zum Könige erhielte, da ein solches bei denjenigen, die seines Gleichen gewesen, am wenigsten Unterwürfigkeit finden und daher am meisten bei den Nachbarmächten Hülfe zu suchen genöthigt sein würde. Dieser Ansicht gemäß einigten sich Katharina und Friedrich im Jahre 1764, als sie ein Schutz- und Trutzbündniß auf acht Jahre schlossen, über Maßregeln, welche die Wahl des von Katharina persönlich ge- schätzten, feinen und gewandten Stanislaus Poniatowski sichern sollten. Das Erscheinen russischer Truppen in der Nähe von Warschau und preußischer in dem polnischen Preußen erreichte diesen Zweck. Sehr bald bildete sich in Polen eine Partei, die dem Könige verwandte Fa- milie Czartoriski an der Spitze, welche dem Staate durch Verbesserung seiner Verfassung eine größere Unabhängigkeit zu verschaffen suchte. Da aber die Unabhängigkeit nach Außen von Seiten vieler Einzelnen Opfer zu Gunsten des Ganzen erheischt hätte, fehlte es nicht an heftigem Widerstreben. Dieses Widerstreben fand Schutz bei den beiden Nach- barmächten, die nun als Erhalter der polnischen Verfassung auftraten, weil dieselbe ihnen gegenüber das Land wehrlos zu erhalten diente. Eine fernere Gelegenheit zur Einmischung ergab sich durch die Verhält- nisse der Dissidenten, zu welchen auch die nicht unirten oder nicht zur Kirche zurückgekehrten Griechen gerechnet wurden. Diese hatten in Bezug aus den Antheil an dein Staatsleben immer mehr Beschränkun- gen erfahren, und da sie jetzt bei der Partei zweckmäßiger Verfassungs- änderung Widerspruch gegen ihre Forderungen fanden, verstärkten sie die Partei derjenigen, die sich an das Ausland anschlossen. Während der König ohne alle Haltung war, spielte der russische Gesandte Repnin, der eine große Anzahl russischer Truppen im Lande hatte, den Gebieter. Zugleich kam die alte Sitte der Polen, für besondere Parteizwecke förmliche Verbindungen oder Conföderationen zu schließen, in sehr aus- gedehnter Weise in Anwendung. Eine zu Radom geschlossene Conföde- ration diente dem russischen Gesandten zum Mittel, einen Reichstag zu
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