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1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 874

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
874 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gewaltthätigen Staatskunst. Bekämpfung durch Unrecht zu überbieten, indem das Unrecht auf der einen Seite immer ein neues auf der andern hervorrief. 25. Wie im Norden, so zeigte sich auch im Süden Europas Miß- achtung des Rechtes mit einer von selbstsüchtigen Bestrebungen getra- genen Verbesserungssucht wirksam. Die Umwälzungen, welche hier von den der Aufklärung ergebenen und für die Grundsätze ihrer Ver- waltung die Richtschnur aus dem Handelswesen nehmenden Staats- männern bewirkt wurden, fanden ein sehr großes Feld für zerstörende Thätigkeit, weil die Kirche, die noch mit allen ihren Einrichtungen da- stand, durch Wahrung bedrohter Rechte die Angreifenden reizte und den zum Sturme eilenden Aufklärern immer neue Ziele zeigte. Daher stieg in den südlichen Ländern Angesichts eines-mächtigen, wegen seiner un- sichtbar wirkenden Macht doppelt gefürchteten Gegners der Kampf zu großer Heftigkeit, und bewirkte bei der Folgerichtigkeit, womit die ro- manischen Nationen gern bis zu den äußersten Ergebnissen angenomme- ner Grundsätze Vordringen, eine sehr durchgreifende Zersetzung des Lebens. Je weniger im Süden Glaubenstrenuung die Gemüther entzweit und verwirrt, die Stellung, die jede Nation durch ihre von der Kirche ge- leitete Erziehung erhalten, verändert hatte, desto größer mußten Gäh- rung und Verwirrung werden, als an das, was in langem, ungestörtem Bestände sich befestigt, die Zerstörung ihre Hand legte. Während im Norden, wo die Glaubenstrennung schon mit den kirchlichen Einrichtun- gen aufgeräumt und kirchlichem Ansehn nur eine geringe Geltung und Macht gelassen hatte, die Zeit der Umwälzungen nur Kämpfe in Be- treff der Staatsverfassungen hervorbrachte und Willkühr und Recht nicht von geschiedenen Gebieten aus gegen einander kämpften, entzündete sich im Süden der heftigere und gefährlichere Kampf zwischen der Will- kühr einer neuen, sich in die bestbegründeten Verhältnisse auflösend ein- drängenden Weisheit, und einem höheren, nicht auf menschlicher Satzung beruhenden und nicht auf die Sorge für irdisches Wohl beschränkten Ansehn. Wenn nun gleichzeitig mit dem durch das Schriftwesen ge- führten Kampfe gegen den Glauben und die ihn hütende Kirche die zerstörenden Gewalten auch gegen das sichtbare Gebäude der Kirche einen Kampf führten, so bot sich der Orden der Jesuiten, der einst am wirksamsten die Kirche vertheidigt hatte, der durch die Verzweigung seines Einsiusses auch jetzt den Feinden derselben überall entgegeutrat, als das Ziel des Hasses dar, auf welches, wie in einem unbewußten, aber mächtigen Triebe von allen Seiten die Bestreiter göttlicher Ord- nungen eindrangen. In dem Orden der Jesuiten hoffte man das be- deutendste Bollwerk der Kirche niederzuwerfen, um sich, wie die fran- zösischen Aufklärer es unverhohlen aussprachen, den Weg zur Vernich- tung der Kirche zu bahnen. War man sich auch nicht überall dieses
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