1856 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
896 Die Zeit der falschen Aufklärung und der gcwaltthätigeu Staatskunst.
einer Abgabe für Thee, Glas, Papier und Malerfarben bestand. Man
gründete das Recht dazu von englischer Seite auf den Umstand, daß der
gesetzgebenden Gewalt immer die Regelung der Handelsangelegenheiten
zugeftanden habe. Man konnte auch, da einzelne der englischen Land-
schaften in Amerika neben den dem Parlamente entsprechenden Vertre-
tungen, die sich in allen fanden, auch königliche Statthalter und sonstige
Beamte hatten, für eine Besteuerung anführen, daß England auf seine
überseeischen Landschaften auch Geld zu verwenden habe. Dieser Gedanke
konnte aber mit den angeordneteu Maßregeln nicht versöhnen, da es
mit der thatsächlichen Stellung der Colonieen einen Widerspruch zu bil-
den schien, daß sie erst an den englischen Staatsschatz steuern sollten,
um dann ohne alle eigene Mitwirkung von England aus ihre Verwal-
tungsbedürfnisse befriedigt zu sehen. Auch hielt man die neue Maß-
regel nur für die Vorbereitung zu anderen drückenderen. Wie man in
England weniger den Gewinn als das Herrschaftsverhältniß im Auge
hatte, sträubte man sich in Nordamerika mit einer Heftigkeit, die über
das Maß der Zumuthung weit hinaus ging, aber in der Furcht vor
dem Herabdrücken zur Unterthänigkeit seine Erklärung findet. Die Be-
wohner der Colonieen wollten eine Freiheit, die entweder sie oder ihre Vor-
fahren gerade durch die Ansiedelung in Amerika erworben hatten, sich nicht
schmälern lassen. Am meisten zeichnete sich in diesem Streben die haupt-
sächlich durch ausgewanderte Puritaner bevölkerte Landschaft Massachu-
sets aus, deren Hauptstadt Boston war. Sie hatte schon, um das
Stempelgesetz zu hindern, eine Versammlung von Abgeordneten mehrerer
Landschaften in Neu-Pork bewirkt, sie erhielt auch jetzt die Aufregung,
während dieselbe in anderen Landschaften sich legte. Ihr Geschäfts-
träger in London, der Buchdrucker Franklin, machte sie bekannt mit den
zu Maßregeln der Strenge aufmunternden Berichten, welche ihr Statt-
halter nach Europa sandte. Dadurch ward in Boston eine Stimmung
genährt, wodurch die dortige Besatzung sich fortwährend in einem be-
drohten Zustande befand. Das Ministerium that einen Schritt rück-
wärts, indem es die angeordnete Aussage nur in Bezug aus den Thee
bestehen ließ, suchte aber für die Zukuuft die englische Herrschaft in
Amerika dadurch zu befestigen, daß es die Statthalter und übrigen Be-
amten überall näher an sich knüpfte, indem es selbst ihre Besoldungen
ohne Vermittlung der gesetzgebenden Körperschaften der einzelnen Land-
schaften zahlte. Um fortwährend aller und jeder Aussage entgegenzu-
treten, vereinigte man sich in Amerika, keinen Thee einzuführen, und
derjenige, der in das Land kam, wurde nur durch Schleichhandel einge-
bracht. Da die ostindische Handelsgesellschaft gern in Amerika für ihre
Vorräthe an Thee Absatz gehabt hätte, erbot sie sich zu erhöhtem Aus-
fuhrzölle, wenn jene Aussage in Amerika aufgehoben würde. Doch die