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1. Viertehalb Jahrhunderte - S. 955

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Zeit der siegreichen Revolution. 955 durch die Heiligkeit der ihr gegenüber zu beobachtenden Pflichten den Unterschied zwischen ihm und den Häuptern alter mit der Geschichte ihrer Länder verwachsenen Dpnastieen in Vergessenheit zu bringen be- stimmt schien. Der Stellung, welche Frankreich dem übrigen Europa gegenüber eingenommen hatte, fand man aber den Namen eines Königs nicht mehr angemessen, glaubte vielmehr des kaiserlichen Namens zu bedürfen, an welchen sich die Vorstellung eines Vorranges vor den übrigen gekrönten Häuptern, ja einer Hoheit über einen Theil derselben knüpfte. Indem man Bonaparte, wie er selber gern that, mit Karl dem Großen, dem Beherrscher des von Gallien ausgegangenen Franken- reiches, gern zusammenstellte, glaubte man durch ihn das Reich des ersten abendländischen Kaisers erneuert zu sehen. Zugleich gewährte die Kaiserwürde, auf Bonaparte übertragen, den Vortheil, daß die Pracht, in welcher man sie mit der alten von den deutschen Königen bekleideten Kaiserwürde konnte wetteifern lassen, desto schneller den neuen Herrscher in der Vorstellung der Menschen auf eine Höhe versetzte, auf welcher er den Ursprung seiner Macht aus dem Willen eines durch die Revolution gegen die alte Ordnung empörten Volkes verläugnen konnte. Ein Kaiserthum in solchem Sinne zu gründen, gab die einseitige Vor- stellung Anlaß, die sich von dem alten Kaiserthume gebildet hatte, seit mit den Verhältnissen, die ihm zur Voraussetzung dienten, die Wirklich- keit in einen schroffen Widerspruch getreten war. Den kaiserlichen Be- ruf, als einen auf die Kirche bezüglichen, hatte zum letzten Male Karl V., der letzte der vom Papste gekrönten Kaiser, geübt. Marimi- lian Ii. war der päpstlichen Krönung ausgewichen, um nicht durch die- selbe. Pflichten zu übernehmen, die er nach den Verhältnissen und nach seiner Stimmung unerfüllbar fand. Joseph Ii. hatte ungeachtet der Kaiserwürde, die ihn zum Schirmer der Kirche machen sollte, sich mit den in der Zeit herrschenden kirchenfeindlichen Gewalten zum Kampfe gegen dieselbe verbündet, ja sich zum Vollstrecker der von einer gottlosen Philosophie gefällten Urtheile gemacht. So übernahm denn auch Bona- parte, der als Kaiser seinen Vornamen Napoleon führte, mit der neuen Würde keine Verpflichtung gegen die Kirche, der er vielmehr, nachdem er ihr Wiedererstehen in Frankreich bewirkt, doch während der ganzen Dauer seiner Regierung ein Zwingherr blieb, weil er ihr nicht die volle zu Erfüllung ihrer Sendung nothwendige Freiheit gewähren wollte. Nichtsdestoweniger ließ er durch Talleprand lange Unterhandlungen mit Papst Pius Vii. führen, um dessen Mitwirkung zur Gründung des neuen Kaiserthums, dessen erster Träger er sein sollte, zu gewinnen. Das Kaiserthum sollte mit der größtmöglichen Feierlichkeit eingeweibt werden, und hierzu glaubte man, wie sich selbst den der Kirche Entfrem- deten empfahl, die Pracht einer kirchlichen Feierlichkeit, welche von dem
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