1856 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Kiesel, Karl
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die Zeit der siegreichen Revolution.
genden Tage wenigstens von den Hauptmassen der Heere nicht fortge-
setzt, am dritten aber, nachdem die am zweiten von Napoleon gemachten
Friedensvorschläge verworfen waren, erneuert und zu Gunsten der Ver-
bündeten entschieden wurde.
43. Die Schlacht von Leipzig, wegen der Größe und Mannigfal-
tigkeit der Heere, die sie schlugen, die Völkerschlacht von Leipzig genannt,
entschied die Befreiung Deutschlands und zertrümmerte die von Napo-
leon in demselben geschaffenen Staatengebilde. Eine späte Einigkeit
Patte dasjenige dem Eroberer entrissen, dessen Verlust früher durch Mangel
an Einigkeit nicht abgewendet worden war. Der König von Sachsen
ward nach der Schlacht der Kriegsgefangene der Verbündeten und mußte
seinen Aufenthalt in Berlin nehmen, während sein Heer, soweit nicht
schon einzelne Führer desselben im Laufe der Schlacht sich der deutschen
Sache zugewandt, sich den gegen Napoleon kämpfenden Heeren anschloß.
Einen andern Genossen hatte der Rheinbund schon vor der Schlacht
verloren. Baiern hatte ein Heer an der östreichischen Grenze aufge-
stellt, um den Ausgang des Krieges abzuwarten, welchen Oestreich,
nachdem es die illyrischen Provinzen wieder erobert, gegen den Vice-
könig von Italien führte. Da nun das von Hiller geführte östreichische
Heer in Italien siegreich vordrang und in Deutschland die ersten Siege
über Napoleon erfochten wurden, gewann eine der deutschen Sache ge-
neigte Partei, zu welcher der Kronprinz gehörte, die Oberhand, und
man wollte den Zeitpunkt nicht versäumen, sich durch Mitwirkung bei
der Gestaltung der neuen Ordnung die Fortdauer der Vortheile zu
sichern, die man der früheren verdankte. Daher konnte Oestreich, das
ein Heer dem baierischen gegenübergestellt hatte, am 8. Oktober auf
dem im Jnnviertel gelegenen Schlosse Ried mit dem Nachbar einen
Vertrag schließen, in welchem dieser gegen Zusicherung der durch Na-
poleon erhaltenen Landeshoheit für die Auflösung des Rheinbundes
kämpfen zu helfen versprach. Die beiden Heere, welche an der östrei-
chisch-baierischen Grenze einander gegenüber gestanden hatten, setzten sich
nun, als die Kunde von der Leipziger Schlacht für Baiern einen neuen
Antrieb zur Verfolgung der eben eingeschlagenen Richtung gebracht hatte,
unter dem Befehle des baierischen Heerführers Wrede in Bewegung, um
dem über Erfurt sich zurückziehenden Napoleon in den Weg zu treten.
Dieser hatte mit dem neuen Feinde bei Hanau am 30. Oktober ein
blutiges Gefecht zu bestehen und ging am 2. November mit den Trüm-
mern seines Heeres bei Mainz über den Rhein zurück. Nun eilten auch
die übrigen deutschen Mitglieder des Rheinbundes, dem Beispiele Baiernö
zu folgen. Der Großherzog von Frankfurt verließ die Laufbahn eines
weltlichen Fürsten, um auf die eines Kirchenfürsten zurückzukehren. Das
Königreich Westphalen, dessen Beherrscher nach der Schlacht bei Leipzig