1869 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Einleitung.
8 i.
1. Allgemeine oder Universalgeschichte ist Darstellung der Ent-
Wicklung, welche das gesamte Meuschengeschlecht durchgemacht hat. Natürlich
hat sich dieselbe auf die Ereignisse und Thatsachen zu beschränken, welche in den
äußern Verhältnissen der Menschheit oder eines größern Teils derselben wesent-
liche Veränderungen hervorgebracht haben, und da immer nur einzelne Völker-
Träger der Kultur und von Einfluß auf weitere Kreise gewesen sind, nur diese
genauer kennen zu lernen, fo daß auch in ihr noch den orientalischen Cultur-
Völkern die Specialgeschichten der Griechen und Römer und dann der germanischen
Völker und insbesondre der Deutschen hervortreten.
2. Ein Ereignis, von dem aus die Jahre, vor- und rückwärts gezählt
werden, nennt man mit einem lateinischen Worte Ära; die Erforschung der von
den einzelnen Völkern angewandten Zeiteinteilungen und Zeitberechnungen und
die Ermittlung, in welche Zeit unsrer jetzigen Rechnung die einzelnen Ereig-
nisse fallen, ist die Aufgabe der Chrouologie.
Die Ereignisse, welche entweder eine neue Gestaltung in den äußern Ver-
Hältnissen oder eine neue Entwicklung in: Geistesleben abgeschlossen oder begon-
neu haben, werden Epochen (ejto%rj, der Anhalt, sodann der Ort eines Him-
melskörpers und die Konstellation, in der hier angenommnen Bedeutung jedoch
von den Griechen nicht gebraucht) und die zwischen ihnen liegenden Zeiträume,
in welchen eine bestimmte Richtung und Gestaltung herscht, sich vorbereitet oder
zerfällt, Perioden genannt.
3. Für den gläubigen Christen, der die Erlösung der Menschheit durch
den Mensch gewordnen Sohn Gottes, Jesum Christum, als den von Gott selbst
geoffenbarten Plan kennt, welchen der Herr Himmels und der Erdeu über die
Menschheit befchloßeu, kann es keine andre Zeitrechnung und Einteilung der
Geschichte geben, als in die Zeit vor und die Zeit nach Christi Geburt.
Die letztere zerfällt durch die Reformation 1517 in zwei Teile.
Anm. Es ist fast unbegreiflich, warum man diese Einteilung, welcher man doch
allgemein in der Zeitrechnung folgt, für die Darstellung der Geschichte ungeeignet findet
und die bisher übliche in die alte Geschichte bis'zum Untergang des West-
römischen Reichs (476 n. Chr.), die mittlere bis zur Entdeckung Amerika's
(1492), die neuere bis zur französischen Revolution (1789) und die neueste
biö zur Gegenwart, vorzieht. In der Zeit von Augustus (30 v. Ehr.) bis zum Unter-
gang des weströmischen Reichs ist zwar der römische Kaiserstaat der Raum, auf welchem
sich die Geschichte bewegt, und die Form, welche sie bestimmt, das äußere Gebäude und
die Kultur an das vom Römertum überkommene angeknüpft, allein jedermann muß
zugestehu 1) daß von dem Beginn der großen Völkerwanderung (375 n. Chr.) an das
römische Reich nicht mehr der" Mittelpunkt ist, sondern alle Bewegungen und Gestal-
tungen von den germanischen Stämmen ansgehn, also jenes Ereignis viel mehr eine
Epoche macht, als die endliche Beseitiguug der schon längst zu eiuem leeren Namen
Dielsch, Lehrbuch der Geschichte. I. Bd. 3. Aufl. 1