1869 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
4 Die Urgeschichte.
gegen die von ihm gesetzte Ordnung (Lamech nahm zwei Weiber und gab das
erste Beispiel zur Polygamie, als deren Wirkungen sich allenthalben in der
Geschichte physische und geistige Zerrüttung, Lösung aller heiligen Bande und
gräßliche Herabwürdigung andrer zeigen) immer tiefer, Wärend sie in dem was
dem äußren Leben dient Scharfsinn und Thätigkeit entwickelten. Sie bildeten
Viehzucht und Ackerbau aus, Jabal erbaute zuerst Hütten und Zelte, Jubal
erfand die Musik und Thnbalkain lehrte die Metalle schmelzen und schmieden
und daraus die Werkzeuge zur Erhaltung des Lebens, aber auch zu den
Unthaten schnöder Rachbegier und Feindschaft fertigen.
5. An Abels Stelle wurde von Eva Seth geboren und von diesem stammte
das zweite Geschlecht (Sethiten), welches an Gott und seinen Verheißungen fester
hielt. Henoch führte bei ihnen einen Gottesdienst ein, der zu den Opfern die
Erbauung durch Anrufen und Belehrung hinzufügte. Allein sie vermischten sich
dennoch mit den Kannten und gerieten dadurch in denselben Verfall. Endlich
setzte Gott eiue Frist von 120 Jahren für die Bekehrung zu ihm, die Menschen
ließen sie aber mit einziger Ausnahme des Sethiten Noah und seiner Familie
ungenützt verstreichen.
8 3.
1. Im Jahre 1656 nach Erschaffung der Welt wurde durch eine große
Flut (Sintflut wegen ihrer Allgemeinheit, Sündflut weil sie zur Strafe
verhängt war) die Erdoberfläche bedeckt und alle lebenden Wesen in derselben
begraben. Nur Noah stieg mit den Seinen (im Ganzen 4 Pare, 8 Seelen)
und Paren der Hauptthiergattungen in die nach Gottes Anweisung gebaute
Arche und gelangte nach Verlaufen der Flut auf dem Berg Ära rat im arme-
nischen Hochland wieder auf festen Boden.
Anm. Bei fast allen Völkern haben sich Sagen von einer großen Flut unter
Erhaltung eiues Meuscheupars, vou dem die neue Bevölkerung abstamme, in einer
Weise vorgefunden, oaß man die Erinnrung daran als einen Urbesitz der gesamten
Menschheit und demnach das Factum rvorau sie sich knüpft als ein historisches be-
trachten mußwenn die Ratunorschuug auch die Hebung vieler Gebirge durch
vulkanische Kräfte und verschiedene Periooen in den Resten nmergegangner Pflanzen-
und Thierwelten constatiert hat, — von der die heil. Schrift schweigen konnte, weil sie
nur deu Zweck hat die Osfenbarnngen Gottes am Menschengeschlecht darzulegen — so
hat sie doch auch in den weitverbreiteten Schuttländern (Diluvialboden) die Reste von den
jetzigen ganz verschiedner Thiergattungen aber auch noch jetzt lebender nachgewiesen^), ja
au deu erratischen Blöcken oie Spnren jener gewaltigen Wasserbewegungen und deren Rich-
tungen (im nördlichen Europa vou Nw. u. S.) erkannt. Allerdings aber scheint die
Annahme gerechtfertigt, daß das Menjchengeschlecht zur Zeit jener Flut uur erst über
einen sehr kleinen Teil der Erde, vielleicht nur das jetzige Westasien, verbreitet gewesen sei.
2. Der Ararat, der recht eigentlich in der Mitte der sogenannten alten
Feste liegt, ward die zweite Wiege des Menschengeschlechts. Doch bewies sich
trotz des von Gott mit Noah erneuerten Buudes die Macht der Süude. Nach-
dem die Menschen sich südwärts in die überaus fruchtbaren Ebenen Mesopota-
miens ausgebreitet, beschloßen sie, der Bestimmung sich über die ganze Erde zu
verbreiten zuwider, beisammen zu bleiben und um Verirrung zu verhüten
eineti in den Himmel reichenden Thnrm (der Thurm zu Babel) zu erbauen.
Jedoch die von Gott verhängte Verwirrung der Sprachen schied sie in
Völker und uötigte sie nach allen Richtuugen hin neue Wohnsitze aufzusuchen
und anzubauen.
1) Nachweisnngen bei Diltmar, Gesch. d. Welt I S. 31 f. — 2) A. v. Humboldt,
Kosmos I S. 292