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1. Geschichte des Orients und Griechenlands - S. 260

1869 - Leipzig : Teubner
260 Religion, Litteratur, Kunst. losigkeit, frevelhafter Antastung des Heiligen, die am grellsten in dem Gebaren mit den Tempelschätzen von Olympia und von Delphoi hervorspringt. Aber das Bild wird noch erschreckender, wenn wir aus den Rednern ersehn, wie auch im Privatleben Ehrlichkeit und Treue immer mehr schwinden, die Lüge triumphiert, die unnatürliche Lasterhaftigkeit das Recht zu ihren Gunsten beugt und den Reinen und Schuldlosen in's Verderben bringt. Eine Erholung war nicht möglich, da die ewigen Gruudpseiler zum Neubau des Lebens fehlten. Mahnend für alle Völker steht da der Fall des edeln Griechenvolks. 5. Denn den edeln Kern des Griechenvolks, eine göttliche Bevorzugung vor den andern heidnischen Völkern, erkennen wir an ihm auch noch Wärend seines Verfalls. Die alles durchdringende Zwietracht hat freilich die Blüte des Ruhms und der Macht und Größe unrettbar zertreten, aber sie hat auch den Geist geweckt und geschärft: die Zerrißenheit des Lebens hat sreilich Zahllose in Elend oder dem Laster in die Arme gestürzt, aber sie hat auch manchen Edeln dem Ewigen, dem Forschen und dem Sinnen über die wahren Grundlagen des Lebens und des Glücks zugewandt: die Not der Zeiten hat nicht allein Ver- zweiflung hervorgerufen, sie hat auch die entschloßensten, kräftigsten, nnermüd- lichsteu Bestrebungen für Beßerung und Rettung zur Reife gebracht. Die gesunde Kraft des griechischeil Volks und die Nachhaltigkeit der von ihm er- reichten Bilduug beweisen eben so die großen Männer der That, welche mitten im Verderben auftraten, wie die herlichen Geistesblüten, welche der welk werdende Stamm noch in Litteratur und Kunst trieb. Daß aber Athen der wahre Mittel- Punkt des gesamten griechischen Geisteslebens war, wird dadurch erwiesen, daß unter den hervorragenden Größen der Litteratur und Kunst viele Athener sind, die meisten in dieser Stadt Anregung, Aufenthalt, Ehre fanden. Die Poesie. 8 97. 1. In allen Gattungen der lyrischen Poesie, welche zuletzt vor dem Ausbruch der Perserkriege in höchster Blüte und Ehre stand, zeichnete sich aus Simonides voukeos (556—468), mit den mächtigsten und hervorragendsten Männern der Zeit in wirksanier Verbindung, voll inniger Teilnahme für alle Verhältnisse und Begebenheiten seiner vielbewegten Zeit, sinnvoll, witzig, lebens- klug, aber edler und frommer Gesinnung, gewandt in künstlichen Rythmen und gewählten Worten die Thaten lebendig anschaulich vor Augen zu stellen^). Aus seiner Schule ist der tüchtigste Dichter seiu Schwestersohn Bakchylides, der aber mehr schon den Freuden des Lebens seine Kunst widmete-). Alle lyrische Dichter der Vorzeit übertraf Piudaros, der Thebäer (522 — 442 ohngef.). Obgleich die Liebe zu seiner Vaterstadt und die Vorliebe für die Aristokratie eine Zeit lang ihn die Großthaten der Perserkriege verkennen ließ, sein Geist wand sich zur Klarheit bald hindurch. Der kühne Aufschwung Atheus ergriff ihn und die Begeisterung für Hellas' Ehre verlieh seinen Gedichten jenen erhabnen Schwung, der als unerreichbar von den Alten anerkannt ward. Die auf uns gekommenen Epinikien (Chorlieder bei den Festfeiern wegen eines in den öffent- 1) Plat. 6e rep. I 331 e; aocpog xci dvrjg. Vgl. Herod. V 102. Yii 228. Seine sittliche Lebensansicht zeigt das Bruchstück bei Plat. Protag. 339 f. Die Viel- seitigkeit seiner Bildung bekundet, daß er Erfinder der Mnemonik heißt. — 2) Andre lyrische Dichter dieser Zeit sind Lasos und des Themistokles Feind Timokreon, Dichterinnen Korinna aus Tanagra, ihre Landsmännin Myrtis, Telesilla ans Argos, Praxilla anö Sikyon.
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