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1. Die Geschichte der Römer und der mit ihnen in Beziehung getretnen Völker - S. 22

1861 - Leipzig : Teubner
22 Numa Pompilius. Die römische Religion. Stammen der König zu wählen sei, — so gehen sie auch über die Art, wie dasselbe und namentlich die Verwaltung des Staats geübt worden sei, aus- einander *). Gewählt ward endlich der Sabiner ans Cures, des T. Tatius Schwiegersohn, Numa Pompilius. Legt schon der ganz undenkbare Um- stand, daß ein Nichtbürger zum König Roms bestellt worden sei, die gänzliche historische Unhaltbarkeit der Überlieferung dar, so beweisen die Widersprüche in der Bestimmung seines Zeitalters^, der mit der vorhergegangenen und der folgenden Regierung im schneidendsten Contraste stehende Charakter seines Waltens, endlich sein vertrautes Verhältnis zur Göttin Egeria, daß wir in ihm eine mythische Personification^) für die Ordnung des religiösen Wesens in Rom zu erkennen haben. Seine Regierung wird gewöhnlich zu 43 Jahren (715 — 672) angegebenü- 2. Von ihm wird berichtet, daß er wärend seiner ganzen Regierung keinen Krieg geführt und die Nachbarn wie durch die Heiligkeit des Königs gebannt sich jedes Angriffs auf das neue Volk freiwillig enthalten hätten. In bürger- licher Hinsicht muß man nach religiösen Einrichtungen, die er getroffen haben soll, ihm die Ordnung des Grundbesitzes, eben so die Abgrenzung der Felder, wie die Eintheilung der Stadt in viel, pagi u. s. w. zuschreiben^). Allgemein wird ihm die Veränderung des bis dahin gebrauchten Jahrs von 304 Tagen mit 10 Monaten in eins von 355 Tagen in 12 Monaten mit einem (alle zwei Jahre?) einzuschaltenden (Llei-oeclonius) beigelegt ^). Das bei weitem bedeutendste Werk, zu dessen Urheber ihn die Überlieferung gemacht, ist das römische Reli- gio n s w e se n. 3. Wie alle heidnischen Religionen hat auch die römische im Laufe der Zeit Umwandlungen in der Auffaßung und Aufnahme neuer und fremder Ele- mente erfahren. Wir würden kaum im Stande sein über den ältesten Kern der- selben auch nur Vermutungen aufzustellen, wenn nicht viele Legenden und Glaubensformen auf dem Lande sich erhalten hätten und im Staate viele Kul- tusformen noch immer mit Treue festgehalten worden wären, nachdem längst das religiöse Bewußtsein der gebildeten eine wesentliche Umwandlung erfahren und die klare Kenntnis des ursprünglichen sich verloren hatte. Durch diese Spuren sind wir im Stande eine einfache Naturreligion, Verehrung der Kräfte der Natur, namentlich der zeugenden und befruchtenden, als uraltes Gemeingut aller italischer Stämme und eine Übereinstimmung derselben mit dem bei allen arischen Volksstämmen ursprünglich einheimischen Götzenglauben und Götzen- dienst zu erkennen7). Doch entwickelte sich der Glaube von der gemeinsamen 1) Liv. 1 17, der. da er nur 100 Senatoren kennt, wol keinen Beweis dafür geben kann, daß die Raumes noch vor den Tities im Senat Vorrecht gehabt; vioa^s. Ii 57. Plut. Num. 2. — 2) Machte man ihn doch zu einem Schiller des Pythago- ras. — 3) Sie kann sich trotzdem an eine bestimmte Überlieferung angelehnt haben. — 4) Cic. de rep. Ii 14, 27 gibt nur 39 Jahre. — 5) Oie. de rep. Ii 14, 26. — 6) Liv. I 19. Ovid. Fast. I 27 ff. n. Iii 151 ff. Das Jahr von 304 Tagen kann schwerlich jemals eine wirkliche praktische Bedeutung rmd Durchführung gehabt haben (Preller Myth. 142), aber dem Ordner des Religionswesens mnste natürlich auch die des Kalenders, der für jenes die höchste Bedeutung hatte, zngeschrieben werden. Der Martins war der erste Monat des Jahres, vom 5. an bis zum 10. wurden sie nach der Zahl benannt, der eilfte war der Januarius, der zwölfte und letzte der Februarius. Mit der Verlegung des Amtsantritts der Consuln auf beu 1. Januar im Jahre 153 wurde auch der Beginn des Jahres mit diesem Tage angenommen, die Namen aber trotz der veränderten Stellung der Monate beibehalten. So sind sie auch auf die germanischen Völker übergegangen. Der erste Tag des Monats (der Neu- mond) hieß ealcndae, der Vollmond idns, das erste Viertel nonae. — 7) Außer dem Seite 15 Anm. 1 angeführten sind die zahlreichen Nachwcisnngeu Prellers von Ge-
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