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1. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 193

1864 - Leipzig : Teubner
Attila. 193 gebot offenbar über ein weites Gebiet. Seine Plünderungslust konnte Theo- dosius Ii nur durch einen Frieden abwenden, in welchem ein Tribut von jährlich 350 Pfd. Goldes bedungen ward. Die Versuche seine Macht durch Unterstützung empörter Völker zu brechen waren vergeblich und er drohte mit neuem Krieg, als er (433?) starb und an seine Stelle seines Bruders Mund- zuck Söhne Attila und Bleda traten. Durch Ermordung des Bruders machte sich 445 Attila zum alleinigen Herrn. 2. Attila's (Etzel) Körpergestalt hatte acht hunnisches Gepräge, aber an Geisteskraft und Gaben überragte er sein Volk und seine Zeitgenossen. Vor allem beseelte ihn das unerschütterliche Bewustsein, er sei zum Herrn bestimmt und Alles müße vor ihm sich beugen*). Er verstand in hohem Grade die Kunst die verschiedenartigen Völker an sich ketten, seinen Dienst zu einem ehrenvollen und gewinnreichen zu machen. Freilich bildete die allen gemeinsame Lust zu Krieg und Beute ein Band und die einfachen Verhältnisse erforderten weniger vielseitige Kenntnis und Bildung, aber immer gehörte großer Scharfblick und unermüdete Aufmerksamkeit dazu ein so weites Gebiet von dem Rhein bis zur Wolga und. von den Alpen bis zum nördlichen Meer zusammen zu halten. Die slawischen, finnischen, türkischen (die Akatsiren oder Chasaren) Stämme in Osteuropa folgten seinem Aufgebot, wie die Ostgoten, Gepiden, Heruler, Rugier, Turcilinger, Skiren, und demselben fügten sich auch die im Herzen Deutschlands sitzenden Thüringer. Eine hölzerne aber weitläufige und planvoll angelegte Stadt in der großen ungrischen Ebene war die Residenz und in ihr häuften sich, wenn schon Attila selbst in seinem Leben höchst einfach sich hielt, die erbeuteten Schätze') und fanden bereits Bequemlichkeit und Lurus Eingang. Künste und Handwerke fanden Lohn, am meisten die dem Kriege die- nenden. Er scheint kein Volk in seiner Art beschränkt zu haben und die ver- schiedensten Sprachen wurden an seiner Hofstatt vernommen, das deutsche Lied und der deutsche Sänger fehlten nicht. Manch niedrig geborner und armer Fremde errang dort Ehre und Reichtum. Wechselnd weilten die unterworfnen Heerkönige mit ihren Schaaren bei ihm. Sie galten, namentlich Ardarich der Gepide und der Ostgote Walamir, im Rat wie im Felde und wir lesen nicht daß einer die Treue gebrochen. Zu dieser Heiffcherkunst gesellte sich schlaue Benützung aller förderlichen Umstände. Attila und der Vandalenkönig Geise- rich reichten sich die Hände, und des erstern Boten und Kundschafter betraten fast alle bekannte Länder. Grausame Wildheit bildet gleichwol einen Grund- zug seines Wesens; noch mehr war sie der seines Volkes. Wohin er zog, war Verwüstung was er hinterließ. Nur so lang Zertrümmerung gelang, hielt sein Reich zusammen; nur so lang er sie führte, waren seine Hunnen einig. 3. Theodosius muste sich den Forderungen fügen, welche Attila und Bleda stellten, einen Markt an der Donau eröffnen, den Tribut auf 700 Pfd. Goldes erhöhn, für jeden entlaufnen gefangnen Römer 8 Goldstücke Zahlen und jeden Flüchtling aus dem Hunnenland ausliefern. Nur ungewisse Kunde haben wir von einem Verheerungszug, welchen Attila gegen das persische Reich unternehmen ließ^); aber zu Streit mit dem oströmischen Reich fand sich bald 1 1) Gieng es hervor aus dem Aberglauben, daß das wieder aufgefundne Schwert, das altskythische Symbol des Kriegsgotts, ihm die göttliche Bestimmung zuweise, oder bediente er sich dessen nur, um vom Aberglauben seines Volks so augesehu zu werden? — 2) Eine Schilderung haben wir von dem byzantinischen Rhetor Priscus, welcher als Mitglied einer Gesandtschaft die Residenz besuchte. — 3) Gibbon S. 1123. Daß Ostrom die unterworfnen Völker zu Empörungen aufmnnterte, ist höchst wahr- scheinlich, ebenso daß Attila bei solchen Empörungen den römischen Hof als Urheber D ie tsch, Lehrbuch d. Geschichte. Ii. Bd. 1. Abth. 2. Auf!. 1z
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