1864 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die christliche Kirche des Abendlandes.
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dahin berufen, um für die Organisation der neuen Kirche Instruction und
päpstliche Vollmacht zu empfangen. Auf der Rückreise von Herzog Odilo
739 nach Baiern eingeladen, ordnete er auf einer Synode die Verhältnisse der
dortigen Kirche, indem er den vom Papst selbst geweihten Bischof von Pass au
bestätigte und die Äbte von Salzburg, Freisingen und Regensburg
zu wirklichen Bischöfen erhob. Gleichwol war damit diese Kirche dem Papst
nicht völlig untertan. Wie Bonifacius schon 735 einen Ketzer zu bekämpfen
gehabt hatteh, so erhob der Brite Virgilius, welcher 744 zweiter Bischof
zu Salzburg wurde und zuerst für die Mission unter den Slawen in bedeu-
tender Weise wirkte, Widerspruch dagegen-) und erst mit der strengen Ab-
hängigkeit des Landes von den Franken gewann die katholische Kirche die
Oberhand H. Bei Karl Martell fand Bonifacius für seine Absichten
nicht die Unterstützung, welche ihm erst Pipin, wol erkennend wie das
Christentum die Einfügung der deutschen Völker in dasfrankenreich und somit
dessen Weltherschaft möglich mache, zwar nicht in unmittelbarer Teilnahme
und Förderung, gewärte. 742 wurden auf einer Kirchenversammlung,
welche, weil man ihren Ort nicht weiß, die deutsche genannt wird, für die
neu gewonnene Kirche vier Bistümer erichtet: Eichstädt für den bairischen
Nordgau, Erfurt für Thüringen, Würz bürg für Franken, Büruburg
(bei Fritzlar) für Hessens, zugleich aber auch beschlossen dem heiligen Petrus
und seinem Nachfolger untertan zu sein, für die Metropoliten das Pallium von
dem Stuhl Petri nachzuholen und in allen Stücken den Vorschriften desselben
Folge zu leisten, wie es recht und billig ift5). Die Einrichtung jährlicher
Provinzialsynoden wirkte auf das trefflichste für Erhaltung einheitlicher
Lehre, Zucht und Verwaltung und sicherte der Kirche ebenso ihre Freiheit
gegenüber der weltlichen Gewalt, wie die Macht über die Gemüter. Was
wirkt gewaltiger als das Beispiel? Mit dem heißen Wunsch nach gleicher
innerer Tüchtigkeit schauten die westlichen deutschen Kirchen auf das, was im
Osten durch Bonifacius geschehn war. Und als nun Erzbischof Gewinlieb
von Mainz 745 durch eine Synode von seinem Sitz, dessen er sich unwürdig
gemacht, zu weichen gezwungen war, wen anders hätte man für diesen er-
küren können, als ihn, der so Großes gewirkt? Gern übernahm er, gern
bestätigte ihm der Papst das Erzbistum und es wurden ihm nicht allein die
alemannischen Bistümer (Straßburg, Basel, Costnitz, Chur und
Augsburg), sondern auch die austrasischen (Worms, Speier und Ut-
recht), für einige Zeit selbst das Erzbistum Cöln nebst Tongern unter-
geordnet. In einem weitern Kreis wurden denn jene Einrichtungen eingeführt
und sogar nach Neustrien erstreckte sich die Anregung. Auch hier traten die
Metropolitanverbände wieder ins Leben und weckten die Geistlichkeit aus ihrem
Verfall zu neuem Leben. An Pipins Krönung hat Bonifacius gewis einen,
aber keinen hervorragenden Anteil genommen. Mag man ihm kleinliche
Engherzigkeit in seiner Unterwürfigkeit unter Rom und in seiner unermüd-
lichen und rücksichtslosen Bekämpfung der Jrrlehrer, der Briten Virgilius 6)
und Clemens und des Franken Adalbert, schuld geben, man vergesse nur
nicht, daß er auch dem Papst Widerspruch cntgegenzusetzen im Stande war, * 4
1) Büding. I S. 97. — 2) Büd. I S. 101 f. — 3) Büd. I S. 107. —
4) Büraburg und Erfurt wurden später mit Mainz vereinigt. — 5) Giesebr. Gesch.
des d. Kaiserr. I 1 S. 97. Baur d. Kirche des Mittel. S. 10 Amn. 1. — 6) Bo-
nifacius bekämpfte feine Behauptung quod alias muudus et alii homines sub terras
sint. Daß die Iren frühzeitig Kenntnis von transatlantifchen Ländern hatten, s.
Humboldt Kosmos ll S. 273.
Di et sch, Lehrbuch d. Geschichte. 11. Bd. 1. Abth. 2. Ausl.
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