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1. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 132

1866 - Leipzig : Teubner
132 Otto I der Große 936 — 973. — Otto Ii 973 — 83. die Nachwelt erbaut sich an den Zügen davon mit Bewunderung. Sein Geist ist befangen in der Heiligen- und Reliquien-Verehrung, aber wir sinden doch in ihm einen mächtig starken Glauben, eine demütige Beugung des Herzens, beim redlichen Eifer zu Gottes und Christi Ehren zu wirken kein Verlaßen auf die guten Werke. Seinen Anspruch auf strengere einheitliche Unterordnung des Reichs unter das Königtum hat er gemildert und den bestehenden Sonderungen Rechnung getragen. Will man ihn schelten, daß er nicht gewaltsam unterdrückte, was zu Erzeugung frischen und manichfaltigen Volkslebens sich damals heilsam erwies, daß er die Unmöglichkeit erkannte, ohne alle Kraft und Ehre nach außen zerstörenden Kampf ein anderes Band, als das des Lehnseids und der persönlichen Ergebenheit um das Reich zu schlingen? Hat sich doch bewiesen, daß das deutsche Volk einmütig und opfer- bereit zu dem Herscher steht, der es zu Größe und Ehre führt. Der Deutsche hat aufgehört den raubsüchtigen Völkern des Ostens und Nordens sein Bestes hingeben zu müßen. Ein weites von nie ruhenden Feinden bewohntes Gebiet ist zum Gehorsam gebracht, auf dem blutgetränkten Boden beginnt der Fleiß im Schutze des Friedens sein Werk, an den Stätten der Tempel und Altäre erheben sich Kirchen und Klöster und die jauchzend den Götzen blutige Opfer gebracht, lernen zum wahren Gott und dem Erlöser beten. Nur persönlich ist die Gebieterschast, die er über Frankreich und Burgund geübt. Hätte er sie zu einer Vereinigung mit Deutschland gestalten wollen, er hätte einen Eingriff in die nicht mehr rückgängig zu machende Entwicklung gesonderter Nationalitäten gewagt und ein tragisches Ende wäre wahrscheinlich sein Loos gewesen. Italiens Krone konnte und durste er auf sein Haupt setzen: hätte er das Volk deutsch machen wollen, die Nachwelt würde ihn als einen Schwärmer, der seine Zeit nicht verstanden, bemitleiden müßen. Es ist wahr, Italien hat Deutschland unsäglich viel Blut und Gut gekostet, aber hat Deutschland aus dem friedlichen Verkehr mit diesem die Schätze des Altertums reicher als jedes andere besitzenden Land, ja selbst durch den um seinen Besitz zu führenden Kampf keine Vorteile für seine innere Entwicklung davongetragen und wäre ohne Otto's Eingreifen je das in Italien zur Reife gekommen, was es der Welt zu bieten bestimmt war? Die römische Kaiserkrone ist freilich nur ein Symbol, sie fordert, verleiht nicht Macht zu ihrer Führung. Aber will man Otto einen Vorwurf machen, daß er im Kraftbewustsein die Wirksamkeit auf seine Schultern genommen, welche die ganze Zeit mit jenem Namen verband und ohne die man keine die Menschheit zu dauerndem Glücke führende Entwick- lung für möglich hielt?- Will man ihn schelten, daß er dem deutschen Volke die Stellung an der Spitze der christlichen Welt anwies, weil an die Behauptung derselben die Anspannung aller Kräfte gesetzt werden muste? Will man Tadel auf ihn häufen, weil er, kein Zeichen dafür am Himmel der Zeit erkennend, den Kampf nicht vorausgesehen, der über das Verhältnis zwischen den beiden Spitzen der Welt, der geistlichen und weltlichen, im Laufe der Zeit sich ent- spinnen sollte? Otto I hat den Besten seiner Zeit genug gethan und die Geschichte wird ihn stets unter denen nennen, die mit ihrer Person eine mäch- tig fördernde Einwirkung auf den Gang der Weltgeschichte geübt. 8 103. Otto Ii 973-83. 1. Bei dem unbezwinglichen Trieb nach möglichster Unabhängigkeit im eignen Kreise konnte Alles, worauf Otto der Große bei der Durchführung der
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