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1. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 192

1866 - Leipzig : Teubner
192 Heinrich Ni der Schwarze 1039 — 1056. der wolhabeude Archidiaconus Johannes Gratianus, seinen Plan auf Reini- gung des Papsttums durchzuführen. Er zahlte im Geheimen an Benedict 1000 Pfund Silbers und bestieg an seiner Statt unter dem Namen Gre- gor Vi den Stuhl Petri. Er begann die Hoffnungen der Eiferer zu erfüllen und gewann die Anerkennung von Heinrich I von Frankreich und die Zunei- gung Heinrichs Iii. Sein Scharfsinn in Beurteilung von Persönlichkeiten wird dadurch bewiesen, daß er den Mann, welchen die Vorsehung zum Voll- ender der römischen Hierarchie ausersehn hatte, den jungen Mönch Hilde- brand, aus dem Kloster des Aventin als seinen Kapellan sich zur Seite stellte A). Da er jedoch durch die Bauten, welche er zur Herstellung der verwüste- ten Kirchen unternahm, in Geldverlegenheiten geriet und die Art, wie er zum Stuhl gelangt, nicht verborgen blieb, nahm Silvester Iii seine Ansprüche wieder auf und auch Benedict Ix, nicht zum Ziel seiner Gelüste gelangt, griff wieder nach dem verkauften Oberhirtenstab. Welch' entsetzlich Ärgernis! Drei Päpste in Rom, sich gegenseitig verfluchend und auch mit Schwert und Lanze bekämpfend! Wer sollte nicht fürchten, daß der herliche Bau der Kirche, ohnehin aus so vielen schadhaft gewordnen Steinen zusammengesetzt, Um- stürzen werde, da die zusammenhaltende Spitze von solchen Stürmen umtost war? Allgemein erkannte man dem Kaiser nicht allein das Recht, sondern auch die Pflicht zu, dem Streit um den Stuhl Petri ein Ende zu machen, und teilte auch vielleicht mancher diese Überzeugung nicht, die Einsicht konnte er nicht zurückweisen, daß nur das weltliche Schwert dem Spiel der römischen Parteien ein Ende machen könne. Zwar trug Heinrich Iii die Kaiserkrone noch nicht, aber der geruhige Besitz Italiens') stellte seine Anwartschaft außer allen Zweifel. Daß man von ihm bereitwilligste und ernsteste Förde- rung der wahrhaften kirchlichen Interessen hoffen könne, dafür hatte man Beweise in seiner tiefen Frömmigkeit und in seinen Handlungen. Zwar war er weit entfernt mit Clugny und den Eremiten die Verehlichung der Geist- lichen für schädliche Ketzereizu erklären — die nachteiligen in Verschleude- rung der Kirchengüter und parteiischer Ausübung des Amts bestehenden Folgen traten bei der sittlich beßern deutschen Geistlichkeit nicht so grell, wie in Frankreich und Italien hervor und die Mehrzahl der trefflichsten Bischöfe widersprach dem Eifer der Mönche^) — zwar hielt er das Recht zur Besetzung der Bistümer für sich feso), aber er gebrauchte dasselbe nur mit gutem und reinem Herzen und wie er selbst nie Simonie übtcch), so verzieh er auf einer deutschen Synode') denen, welche durch sie ihre Ämter erlangt hatten, nur wegen ihrer großen Zahl und aus dringende Bitten, setzte jedoch für alle, welche sich des Vergehens schuldig machen würden, Amtsverlust und Bann fest. 1 1) Den vielen Legenden itub Entstellungen gegenüber stellt sich über Hildebrands Lebensver'hältnisse folgendes als historisch herans. Er war geboren um 1020 im Gebiet der toskanischen Stadt Soana auf dein kleinen Landgut Roavacum, welches sein Vater Bonizo mit eigner Hand bestellte. Sein Oheim, Abt des Marienklosters auf dem Aventin, welches einst den Märtyrern Adalbert von Prag und Brun von Querfurt die Stätte der Vertiefung in Andacht gewesen war und auch jetzt mit Clugny im engsten Verkehr stand, erzog ihn dort mit mehreren vornehmen römischen Mnglingen. Was er sah und hörte, zog ihn so an, daß er das Mönchsgelübde ablegte. Wie wir annehmen müßen, daß Gregor Vi in Hildebrand die später bewärten großen Eigenschaften erkannt habe, so ist daraus, daß dieser jenes Namen als Papst annahm, mit Sicherheit schließen, daß dessen Endziel die völlige Unab- hängigkeit des Papstes vom Kaisertum gewesen sei. — 2) Giesebr. Ii 402. — 3) Man bezeichnte sie mit dem Namen Nikolaitismus. — 4) So Burkhard von Worms in seinen Decret. (Iii 75. 207. Iii 64. Nitzsch a. a. O. S. 130). — 5) Giesebr. 382 f. u. 402. — 6) Nitzsch Minist. S. 305. — 7) Über die Zeit Giesebr. Ii 639.
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