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1. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 296

1866 - Leipzig : Teubner
296 Die letzten Karolinger — 987. Nach Giselbrechts Tod floh Gerberga, dessen Witwe, Otto's I Schwester, nach Frankreich und Lndwig bot ihr um so freudiger Hand und Thron, weil er von ihrer Vermittlung ein beßres Verhältnis zu jenem und zu Hugo von Francien hoffte. Wie er sich in dieser Hoffnung getäuscht hatte, wie Otto zuerst die Antastung seines Rechts auf Lothringen und die Unterstützung seiner empörten Vassallen durch die Waffen rächte, dann aber 942 einen Frieden vermittelte, s. § 101, 7. Um so eifriger ans Vermehrung seiner Macht bedacht, suchte Ludwig, nachdem 942 der Herzog von der Normandie Wil- helm I Langschwerdt durch den Grafen Arnulf von Flandern ermordet worden war, seines immündigen Sohnes Richards I sich zu bemächtigen, bewog auch die aufständigen Normannen durch Versprechungen ihm die Erziehung zu übertragen, und von neuem brachte er Hugo von Francien in die Waffen, indem er nach dem Tode Heriberts von Vermandois dessen Söhnen, jenes Neffen, ihre Güter zu entziehn versuchte. Die vielfachen Winkelzüge und listigen Verhandlungen führten dennoch nur dahin, daß er von den Nor- mannen gefangen und an Hugo von Francien ausgeliefert ward. Durch sein Einschreiten brachte Otto I das Königtum seines Schwagers zu Ehren und gewann für sich, wenn auch keine förmliche Hoheit, doch eine schiedsrichter- liche Auctorität über Frankreich (§ 101, 7). König Ludwig vermochte sogar die Südfranzosen, indem er den.großen gewünschte Verleihungen gewärte, sich zu unterwerfen, aber als eben die Ungern zum letztenmal seines Landes Gefilde heimsuchten, starb er in Folge eines Sturzes vom Pferde Sept. 954. 5. Gerberga's und ihres Bruders, des mit der Verwaltung von Loth- ringen beauftragten Erzbischofs Brun, Vermittlung gelang die Großen dahin zu bewegen, daß sie mit Übergehung des erst ein Jahr alten Bruders Karl den 13j. Sohn Ludwigs Iv Lothar (954 — 86) zum König wähl- ten '). Der Preis, den Hugo von Francien zugesagt erhalten, ward zum einen Teil durch die Übergabe des Herzogtums Burgund sofort bezahlt, der andre Teil aber, die Abtretung des Herzogtums Aquitanien, ließ sich nicht sofort erfüllen, da dessen Inhaber Wilhelm von Poitou entschloßnen und nicht unglücklichen Widerstand leistetete, ja die Sache unterblieb gänzlich, da Hugo 956 starb. Die Macht dieses das Königtum schon längst in Schatten stellenden Fürstenhauses zu vermindern, erwarb sich Gerberga durch förmliche Verzichtleistung auf Lothringen deutschen Beistand, und Brun erwirkte die Teilung, nach welcher der älteste S. Hugo, beigenannt Cap et'), Francien nebst den Grafschaften Paris und Orleans, der zweite Otlo Burgun dh erhielt. Seine Vermälnng mit Emma, der Kaiserin Adelheid Tochter aus erster Ehe, sicherte dein an Thatkraft und Kühnheit seinem Vater nicht nachstehenden Lothar das Einvernehmen mit Deutschland so, daß er die Macht des Königtums gewaltsam zu mehren trachtete. Zwar gelang ihm die Erwerbung der Normandie nicht, er mnste vielmehr dem Herzog Richard den erblichen Besitz belaßen, aber den Grafen Arnulf den jüngern voll Flandern zwang er ans einen Teil der Lehen seines 964 gestorbnen gleich- namigen Großvaters zu verzichten. Ungern hat er es gewis nicht gesehen, daß sein Bruder Karl und andere Große die gegen Otto Ii kämpfenden Loth- ringer unterstützten, ja als der Kaiser in der Verleihung Niederlothringens an Karl eine Beilegung der Wirren für immer suchte, machte er den Versuch 1 1) S. § 102, 6 insbes. letzte Anm. — 2) Dieser Beiname leitet sich von dem geistlichen Kleid, eappa, ab, welches Hugo als Laienabt von Tours zu tragen pflegte. — 3) Nach Otto's kinderlosem Tod 965 erhielt Burgund der dritte Bruder Heinrich.
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