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1. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 318

1866 - Leipzig : Teubner
318 Die normannische Eroberung. drade von Norwegen begleitete ihn mit einem Heere, als er im Norden Englands landete. Die große Schlacht bei Siamfordbridge am Fl. Derwent 25. Sept. 1066 brachte den Engländern glänzenden Sieg, doch der Früchte sollten sie und Harald nicht genießen. Im Süden stand schon ein noch gewaltigerer Feind. Die normannische Crodernng. 11. Auf das Versprechen der Nachfolge, welches ihm angeblich Edu- ard Iii gemacht hatte, vermochte Wilhelm der Bastard, Herzog von der Normandie, um so weniger ein Recht zu begründen, als auf dem Todesbette eine andere Verfügung zu Gunsten Haralds erfolgt und durch die Wahl und Krönung gültig erklärt worden war. Auch erkannte er, wie seiner Eroberungslust kein gutes Recht zur Seite stehe, selbst dadurch an, daß er sich ein anscheinend begründeteres durch den Papst zu verschaffen wüste. Neben dem Wunsch die wenn auch gehorsame, doch noch immer nicht jede Selbständigkeit aufgebende angelsächsische Kirche in die strengste Abhängigkeit von den römischen Satzungen zu bringen, war es die Hoffnung dem Statt- halter Christi das höchste Entscheidungsrecht auch in weltlichen Dingen zuer- kannt und durchgesetzt zu sehn, und für den Fall sogar militärische Hiilfe zu gewinnen, welche, zumal Harald nichts dagegen that, Alexander Ii oder den seine Schritte lenkenden Hildebrand bewog, Wilhelm durch Übersen- dung einer geweihten Fahne und eine» Rings die göttliche und päpstliche Belehnung mit England zu erteilen. Nicht allein der allgemeine Mangel liefern politischen Blicks in die Zukunft, sondern auch die innern Zustände Deutschlands und Frankreichs hinderten die dortigen Herscher einem Nnter- nehinen entgegeuzutreten, dessen Gelingen namentlich für das letztre Land die Ursache langer und schwerer Kämpfe werden sollte. Nachdem er seine Vassallen für den Zug über das Meer gewonnen, landete Wilhelm mit ung. 60000 M. (29. Sept.) 1066 in kn Häfen von Pensevey und Hastingsh und befestigte ein Lager, von wo er die Umgegend verwüstete. Mit Sturmesschnelle eilte Harald aus dem Norden herbei, aber die Schlacht bei Hastings (oder Senlac) am 14. Oet. kostete ihm Sieg und Leben. Trotzdem hätten die Angelsachsen noch erfolgreichen Widerstand leisten können, wenn nicht die durch den Kampf bei Stamfordbridge unterdrückte, aber nicht versöhnte Uneinigkeit jede Gemeinsamkeit in den Maßregeln verhindert hätte-). Nach- dem der stürmischen Tapferkeit der durch das Beispiel ihres Herzogs begei- sterten Normannen das feste Dover und die Plätze im Südosten sich anf- gethan hatten, verschaffte sich Wilhelm, indem er sich am Weihnachtsfest in London, welche Stadt ebenfalls den anfangs zu fürchtenden Widerstand auf- gab, zum König krönen ließ (1066 — 87), einen ebenso von den Angel- sachsen wie von seinen Normannen anerkannten Nechtstitel. Obgleich die Zügellosigkeit seiner nur auf Bereicherung und Genuß bedachten, durch die Erteilung von Gütern und Beamtungen schwer zufrieden zu stellenden Krieger 1 1) Bekannt ist die Geistesgegenwart, mit welcher Wilhelm der Eroberer, als er beim Landen stolpernd siel, das böse Anzeichen in ein günstiges verwandelte durch den Ausruf: 'bei Gottes Glanz, ich habe mit den Händen von dem Lande Besitz ergriffen: mir kann es nicht wieder geraubt werden: ganz ist es unser'. Daß er die Schisse abtakeln und aufs Land ziehn ließ, ist auch ein Zeugnis für seine krie- gerische Entschloßenheit. — 2) Der Versuch den jungen Ätheling Eadgar in London zum König zu wählen ward die Ursache zu neuem Zwist und Verrat. 1072 fiel der unglückliche in Gefangenschaft.
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