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1. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 345

1866 - Leipzig : Teubner
Ungern. 345 bereits verändert. Die glücklichen Führer größerer Schaaren behaupteten durch das gewonnene höhere Ansehn und den größern Reichtum auch in der Heimat weitere Gebieterschaft und so wurden die Stammesoberhäupter znrückgedrängt und beseitigt. Wärend das durch die Gemeinsamkeit der Interessen wach gehaltne Bewustsein der Nationalität völliger Trennung im Volke entgegen trat, ward durch die Ausbildung umfangreicherer Fürsten- tümer die Gefahr einer Teilung näher gerückt. Wol galt ein Fürst aus Arpads Geschlecht als der Großherr für das Haupt der ganzen Nation, in Wahrheit jedoch übte er die Herschast nur über den westlichen Teil des llngernlands von seinem Sitze Gran aus; dem östlichen (dem siebenbürgischen Land) gebot ein zweiter Fürst, der Gylas genannt, und endlich war das ebene Gebiet zwischen Donau, Körös und Siebenbürgen einem dritten, dem Karchan, uuterthan. Wärend diese Teilung der Herschaft allerdings eine Zersplitterung befürchten ließ, war sie dagegen dem Eintreten von Kultur- elementen, welche beim ganzen Volk schwerlich willige Aufnahme gefunden haben würden, nicht ungünstig. Von Osten her erfolgte die Anregung zur Annahme des Christentums. Jener Karchan Bultzu, welcher die Ungern in der Lechschlacht führte und den Tod am Galgen fand, hatte 951 in Kon- stantinopel sich taufen laßen. Freilich nahm man von Glauben und Sinnes- änderung in seinem Leben nichts war. Bald darauf nahm der Gylas D ewir das Sakrament der Wiedergeburt und führte in sein Gebiet einen griechischen Mönch Hierotheos als Bischof ein; wärend er aber mit seiner Gattin (der in den Sagen fortlebenden männlich wilden Meißen Frau') sein Volk mit Gewalt zur Annahme des Christenthums nötigte, blieb er selbst so wenig bekehrt, daß er, weil er reich genug sei beide zu bedenken, noch immer den alten Götzen opferte. Mehr Ernst bewies, obgleich er von der Vielweiberei nicht abließ, der Karchan Achtum, der in Widdin getauft worden war und in Csanad an der Maros ein Kloster St Johannes des Täufers errichtete. Wärend so im Osten die griechische Kirche Boden gewann, wandte sich der Großherr und der Westen der abendländischen zu. Freilich die Absicht, in welcher Bischof Piligrim von Pas sau der Mission umfassende Thätigkeit widmete, sich das Erzbistum über die zu bekehrenden Länder zu verschaffen, schreckte die Ungern eher zurück, weil sie dadurch von Deutschland abhängig zu werden fürchteten *). Bereitwilliger bewiesen sich dieselben für diebemühungen des nachmaligen Märtyrers, des Bischofs Adal- bert von P rag. Unter den von ihm gesandten Glaubensboten ward Astrik (auch Radla genannt) zu bleiben genötigt und dann unter dem Namen Ana- stasius der erste Metropolit der ungrischen Kirche. 9. Die Grundlagen zu einer völligen Umgestaltung des Lebens gab der Großherr Geisa (nach 970), welcher durch seine Gattin Sarolth, des Gylas Dewir' Tochter, eine energische selbst in die Zügel der Regierung mit fester Hand eingreifende Frau, das Christentum so achten gelernt hatte, daß er sich seitdem aller Kriegszüge enthielt. Von ihm waren jedenfalls die Gesandten abgeschickt, welche 973 zu Quedlinburg vor Otto den Großen (§ 102, 13) mit der Bitte um christliche Lehrer traten. Wahr- 1 1) Wolf gang von Ein sie dein ward eben um seiner Ansprüche ans das Erzbistum willen durch Piligrim 972 von der beabsichtigten Missionsreisc zurück- gehalten, dann Jedoch zum Bischof von Regensburg befördert. Wenn Piligrim schreibt, der größere Teil des Volks sei schon im geheimen gelaust, so muß man dabei mit Büd. öst. Gesch. l 888 an die den Ungern unterthänig gewordnen Slo- wenen und Mährer denken, welche ihr Christentum bewart hatten.
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