1866 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Dietsch, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Selbstunterricht
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ungern.
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zuziehn. War im deutschen Reich auch bereits zerrüttende Zwietracht ein-
gerißen, es war doch von dort Eingreifen noch immer zu besorgen und nach
dem ungrischen Erbrecht muste Geisa den Vorzug Salomo einräumen. Der
große Gedanke, im Land den Frieden herzustellen und dadurch jede Einmi-
schung vom Ausland abzuschneiden, fand durch die Geistlichkeit, besonders
den Bischof Desiderius von Raab, Eingang und durch deren Vermittlung
ward am 24. Jan. 1064 Friede geschlossen*). Salomo behielt das König-
tum, muste aber, um das Eingehn der Abhängigkeit von Deutschland zurück-
zunehmen, noch einmal in Fünfkirchen sich krönen laßen. Geisa erhielt mit
dem Herzogtum, das schon sein Vater, von Andreas erteilt, inne gehabt hatte,
etwa einem Drittel des Reichs, die nächste Stelle nach dem König. Die mit
der Krönungsfeierlichkeit verbundne Reichsversammlung setzte zur Sicherung
der Ordnung, welche durch die vorausgegangneu Unruhen sehr gelitten hatte,
die strengsten, ja blutige Strafen fest und legte der königlichen Gewalt einige
nicht unerhebliche Beschränkungen auf. Mit Kraft ward nun nach außen das
Reich zur Geltung gebracht. Der König der Kroaten, Kresimir-
Peter-) sah sich durch das Einschreiten gezwungen zu Gunsten des ausstän-
digen Kronprätendenten Suinimir-Demetrius die Erbfolgeordnung fest-
zusetzen. Ein böhmischer Einfall fand genügende Vergeltung^). Den in
Ungern eingefallenen Polovz ern oder Kumanenh ward auf der Heimkehr
eine blutige Niederlage beigebracht und die Beute abgenommen. Als gleich
darauf die Petscheuegen, längs der Donau ziehend, ungrisches Land ver-
heert hatten, glaubten Salomo und Geisa, Belgrad, weil ohne dieser Stadt
Unterstützung die Räuber ihr Unternehmen nicht hätten ausführen können,
züchtigen zu sollen. Die Hindernisse, welche Griechen und Bulgaren dem Über-
gang über die Sawe entgegenstellten, wurden überwunden und die Stadt nach
längrer Belagerung und Abwehr eines petschenegischen Entsetzungsversuchs
1072 erstürmt. Da mit dem byzantinischen Reich jetzt der Krieg ausge-
brochen war, giengen die Ungern mit den Serben ein Bündnis ein und das
Heer erpreßte vor Nissa reiche Beute. Schon längst aber hatte Salomo
gegen Geisa Mistrauen gefaßt, weil, so thätig er sich der Negierung annahm
und so große Tapferkeit er im Kriege bewies, doch jener und sein Bruder
Ladislaw beim Volk höheren Ruhms und einflußreichrer Geltung sich erfreuten.
Der Kaiser Michael Vii nährte schlau diese Stimmung, indem er
seine Vorschläge und Verlangen mehr an Geisa, als an den König richtete.
Leicht fand sich Ursache zu Streitigkeiten, wie z. B. über Teilung der Beute,
und Salomo's Argwohn gedieh bald dahin, daß er den verhaßten Neben-
buhler auf die Seite zu schaffen heimlich Anstalten traf. Der Plan jedoch
ward verraten: Geisa begann ein Heer zu sammeln und sandte seine Brüder,
Ladislaw nach Rußland, Lambert nach Polen, ihm Hülfsschaaren zuzu-
führen. Noch einmal gelang den beiderseitigen Umgebungen eine Vermittlung
in Gran. Geiseln sollten die Versöhnung verbürgen, aber die Zwietracht ließ
sich auch dadurch nicht beschwören. Da Salomo Hülfe von Deutschland erhieltest),
die vou ihm erwartete ausblieb, muste Geisa, von dem Schicksal durch Über-
fall gefangen und geblendet zu werden bedroht, die Seinen zum Kampf rüsten,
sah sich aber gleichwol, da sich unter jenen Verräter fanden, zur Flucht gezwun- 1
1) Büd. S. 18. — 2) S. unten bei dem byzantinischen Reich. — 3) Bnd. S.
23 — 25. — 4) Siche oben 7. Sie sind türkischen Stammes und mit den Petsche-
negen so nahe verwandt, daß die Sprachen nur ganz geringe Verschiedenheiten zeigen.
— 5) Markwart von Eppenstein imb Wratislaw von Böhmen führten sie herber.